
Foto: Arrate
Kulturschock Spanien - so nah und doch so fern
An einem kalten und verschneiten Tag stieg ich in Rosenheim in den Bus, um nach Spanien zu einem Schüleraustausch zu fahren. Was ich da noch nicht wusste war, dass ich bald einen Kulturschock erleben würde, der all meine Erwartungen übertreffen würde. Schon als ich in Vitoria-Gasteiz aus dem Bus stieg, stellte ich fest, dass die Spanier das genaue Gegenteil zu uns Deutschen sind, denn anstelle leiser und totenstiller Straßen wie in Rosenheim fand ich eine sowohl mit jungen als auch mit älteren Menschen belebte Stadt vor: singende, tanzende Menschen, die das Leben leben!
12 Freundinnen in 3 Minuten
Eines der ersten Dinge, die ich bemerkte, war, dass die Menschen in Spanien sehr extrovertiert sind. Sie reden laut und gestikulieren wild, auch wenn sie sich mit Fremden unterhalten. Sie trauen sich, wildfremde Menschen anzusprechen und mit ihnen eine gute Zeit zu verbringen. So lernte ich bereits am ersten Tag über ein Dutzend neue Freundinnen in wenigen Minuten kennen, da sie von sich aus auf mich zukamen und mich dazu einluden, eine Runde Basketball mit ihnen zu spielen. An einem anderen Abend gingen meine Austauschschülerin, weitere Deutsche mit ihren Austauschpartnern und ich in die Stadt. Dort angekommen war ich erstmal irritiert, denn die Atmosphäre war überwältigend. Hunderte Menschen drängten sich in kleinen Gassen von Bar zu Bar. Obwohl es schon gegen 23 Uhr war, tanzten die Leute voller Energie, sangen und unterhielten sich angeregt mit ihren Freunden.
Offen oder zu?
Ein weiterer Unterschied, der mir besonders auffiel, waren die offenen Türen. In Deutschland schließt man normalerweise die Zimmertüren, um die Privatsphäre zu schützen und den Lärmpegel zu senken. In Spanien ist das ganz anders. Die Türen blieben immer offen. Zuerst fand ich diese Angewohnheit gewöhnungsbedürftig und fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, dass mich jemand hören könnte. Egal, ob meine Gastschwester telefonierte, lernte oder nur in ihrem Zimmer saß - ihre Türe war einen kleinen Spalt geöffnet. Anfänglich machte ich immer meine Zimmertüre zu, wenn ich mit meinen Eltern oder Freundinnen telefonierte, doch nach einer Weile kam es mir übertrieben vor, denn nur ich schien diese Angewohnheit in diesem Haushalt zu teilen. Schließlich gewöhnte ich mich daran und fand es am Ende sogar komisch, wenn jemand die Türen schloss.
Was? Du isst kein Fleisch?
Diese Frage musste ich mir sehr oft anhören. Denn in Spanien gibt es anscheinend nur sehr wenige Vegetarier und man könnte meinen, fast gar keine Veganer. So wie die Basken ihren Wein lieben, lieben sie auch das Fleisch und den Fisch. Zu jeder Mahlzeit gehörte Salami, Fisch oder anders Fleisch - morgens, mittags und abends. Zugegeben, ich hatte eine sehr offene Gastfamilie, die für mich extra vegetarisch kochte und sich gut um mich kümmerte, aber ich weiß auch, dass das nicht unbedingt die Regel sein muss.
Fazit
Insgesamt war mein Kulturschock in Spanien eine positive Erfahrung, die mir half, meine Perspektive zu erweitern und das Verhalten von Menschen anderer Kulturen besser nachzuvollziehen. Ich kann jedem einen Schüleraustausch wärmsten weiterempfehlen. 2024 werde ich für 3 Monaten nach Guadalajara in Mexiko gehen. Das wir bestimmt ein noch größeres Abenteuer. Vielleicht werde ich dann über meinen nächsten Kulturschock erzählen.