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Foto: Ein junger Mann (Julian Jas) an einem Aussichtspunkt mit Blick auf eine Gemeinde mit Kirchturm (Samerberg)

Am Samerberg zu Hause: Julian Jas | Foto: Ludwig

Interview von Jonas G., Gastredakteur|innen IN
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
10.11.2020

Mit dem Jodler in die Battles - Julian Jas im Interview

Das ist schon etwas komisch, wenn man am Sonntag Abend The Voice of Germany anschaut und dann der Kandidat zu jodeln anfängt. Und das vor ganz Fernseh-Deutschland. Das muss man sich erst mal trauen! Oder man ist eine Rampensau wie Julian Jas vom Samerberg. Wir haben ihn spontan getroffen und mit ihm über seinen Auftritt und seine Heimat gesprochen. Bei The Voice steht er zum 2. Mal am 12. November bei den Battles auf der Bühne.

Servus Julian, Wie sieht denn Dein Alltag jetzt so aus?

Der Alltag ist bei mir jetzt wieder mehr oder weniger ziemlich eintönig. Ich bin mit dem Schreiben von meiner Bachelorarbeit, also quasi mit der letzten Phase meines Studiums beschäftigt. Eigentlich bin ich jetzt schon seit April diesen Jahres daheim, wegen Corona. Die Vorlesungen waren ja online. Im Dezember muss ich noch eine Klausur an der Uni schreiben, dann kommt nur noch die Bachelorarbeit und ich bin fertig!

 

In was für einem Studienfach machst du denn deinen Bachelor?

In Aviation Buisness in Piloting, des sagt euch jetzt wahrscheinlich wie den meisten gar nichts, oder? Ein ganz ganz komischer Name aber kurz gesagt einfach Luftfahrtmanagement.

Das ist ein Bachelor of Science und man kann damit sowohl in der Luftfahrtindustrie als auch in der freien Wirtschaft was anfangen. Der Studiengang ist ziemlich breit gefächert.
Die Luftfahrt ist natürlich momentan durch Corona eher semi-optimal, also wenige Jobs und nicht so gute Aussichten. Falls ich jetzt Ende des Jahres gar nichts finden sollte, werde ich vielleicht auch noch einen Master dran hängen.

 

Und mit der Musik bist du ja auch noch ziemlich gut beschäftigt, oder?

Momentan ist da tatsächlich sehr viel los. Hätte ich auch nicht gedacht, dass da noch so viel kommt. Seien es jetzt Interviewanfragen oder Nachrichten von verschiedenen Leuten, die ich vor der Sendung noch nie gesehen hatte. Das war auf jeden Fall ein sehr positives Erlebnis! Aber ich sehe das ganze natürlich auch eher realistisch: Weil die Sendungen eben jetzt gerade ausgestrahlt werden, gibt es - ich nenne das mal „erhöhte Aufmerksamkeit“. Das heißt auch, dass jetzt ein paar mehr Leute wissen: „Ok, da ist einer, der macht Musik!“
Aber mir ist klar, dass ich durch diesen Casting-Auftritt nicht gleich der „Durchstarter“ werde. Ich sehe das eher als Anfang, eine Möglichkeit, ein paar Leute auf sich aufmerksam zu machen. Die eigentliche Arbeit beginnt auch erst dann wenn alles ausgestrahlt ist. Dann musst du eben schauen, was du daraus machst.

 

Dann geht's jetzt mit Vollgas weiter?

Die Show ansich - ich darf ja leider nicht zu viel davon verraten - ist bis auf die Liveshows schon abgedreht. Wie weit ich gekommen bin oder eben auch nicht, das sieht dann jeder im Fernsehen. Ich weiß es natürlich schon, aber ich darf leider nichts darüber sagen.

Bei The Voice hat´s erst beim zweiten Mal geklappt!
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Würdest du sagen, dass du zu Zeiten von Corona mehr zum Musikmachen gekommen bist? War das vielleicht sogar der Auslöser, bei The Voice mitzumachen?

Ich hatte mich schon vor 3 Jahren bei der Show in München beworben und war mit relativ hohen Erwartungen reingegangen. Ich hatte mir gedacht: O.k., du willst so weit kommen wie du es schaffst. Dann bin ich aber während des Castingprozesses ausgeschieden. Damals war ich dann doch relativ enttäuscht. Aber heuer habe ich mich wirklich mehr oder weniger von heute auf morgen entschieden, nochmal mitzumachen. Ich habe mir gesagt: Du gehst jetzt da ohne irgendwelche Erwartungen rein, hab Gaudi dabei und schau, wie weit du kommst. Die Einstellung hat komischerweise echt geholfen, weil ich lockerer war. Ich war zwar nervös, aber es war kein Vergleich zu dem, wie es vor drei Jahren war.

Ich bin irgendwie immer weiter gekommen und als dann feststand, dass ich es in die Planaudition geschafft hate, war es erst mal voll krass. Das hätte ich ja selber nicht erwartet!

Julian Jas bei den Blind Auditions
Julian Jas bei den Blind Auditions. © ProSiebenSAT.1 / Richard Hübner

 

Du singst doch auch in einer Band - Und dann bei der TV-Show solo. Hat Dir die Bühnenerfahrung gegen das Lampenfieber geholfen?

Lampenfieber hatte ich auf alle Fälle. Ich spiele seit drei Jahren in der Band Night Hawk City. Wir spielen auf Hochzeiten und allen möglichen Events und Festivitäten. Über die Jahre habe ich schon gemerkt, dass wir eine gewisse Routine bekommen was die Auftritte angeht. Wenn ich mit der Band spiele, habe ich kein Lampenfieber mehr. Vermutlich hat mir das in Berlin schon etwas geholfen, aber ich war trotzdem mega aufgeregt. Allein schon die ganze Warterei da. Du stehst hinter der Bühne und siehst die ganzen Kameras. Du siehst die Leute, die Stühle der Coaches und weißt: Jetzt geht’s gleich los. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich tatsächlich relativ entspannt, aber dann, als ich wusste: Jetzt sind es noch 2 Stunden, jetzt ist es noch eine Stunde – da hat sich die Anspannung immer mehr aufgebaut. Irgendwann hatte ich nur noch das Gefühl: Lasst mich jetzt raus auf die Bühne! 

 

Wie war es für dich, dass du so lange auf den erlösenden Buzzer warten musstest?

Es war ja tatsächlich mehr oder weniger ein Last-Minute-Buzzer. Ich hatte eh den Plan, die Augen von vorneherein möglichst lang geschlossen zu haben. Es war ja auch einfach ein sehr gefühlvolles Lied, auf das ich mich zu 100 Prozent konzentrieren wollte, und eben nicht auf das, was währenddessen um mich rum abläuft. Das hat zu achtzig Prozent gut geklappt. Klar zwischendrin schaut man mal, hat sich schon wer umgedreht oder nicht. Aber erst als ich den letzten Ton gesungen hatte, habe ich die Augen dann richtig aufgemacht und hab gesehen: Oh, alle Stühle rot! Ich weiß nicht, ob man es auf der Aufnahme gehört hat, aber ich hab mich schon ein bisschen geärgert. Und dann haben Samu und Rea doch noch drauf gehauen!
Ich hab das im ersten Moment gar nicht gecheckt. Dann haben die Leute aber angefangen zu klatschen und ich hab mich natürlich mega gefreut. Sekunden nachdem ich noch geglaubt hatte: Oh Mann! Wieder nicht geklappt. Also wirklich - Gefühlschaos Pur!

 

Wie bist du denn auf ausgerechnet "Hearst as ned" von Hubert von Goisern gekommen?

Ich denke, die brauchen im Fernsehen doch immer ihre Charaktere, ihre „Klischees“. Wenn du dann reinpasst, in meinem Fall "der Bayer mit einem bayerischen Song" wird das natürlich voll ausgespielt. Den Song spielen wir normalerweise auf Hochzeiten mit der Band als Rausschmeisser. So bin ich eigentlich drauf gekommen. Mit Jodeln hab ich ansich gar nichts am Hut.
Ich bin nicht der Jodler, der jeden Tag auf´m Samerberg steht und von da oben runterjodelt. Den Song hatte ich eigentlich aus erster Intention nur just for fun beim Casting gesungen. So ähnlich stand das auch in den Tipps von The Voice of Germany: Singt am besten ein Lied, das die Jury davor noch nie gehört hat. Auf gar keinen Fall die klassischen Karaoke-Nummern, die die Jury 500mal am Tag hört. Mit solchen Songs ist es auch deutlich schwieriger, sich abzuheben vom Rest.

 

Wie soll´s jetzt am besten weitergehen?

Das ist eine sehr gute Frage! Musikalisch gesehen würd ich gern für mich persönlich, dass einfach vielleicht ein paar Leute, ich sags mal in Anführungszeichen "auf mich aufmerksam werden". So ein paar Aufnahmen im Studio wären natürlich schon mal super! Aber klar, jetzt gehts erstmal mit dem Studium weiter, und dann schau ma mal.

Für seine Musik nimmt er sich die Zeit, die er braucht!

Wie beschreibst du deinen Musikstil?

Also, vor einem Jahr hab ich noch Songs auf Englisch geschrieben, inzwischen mach ich aber auch viel auf Deutsch. Das ist natürlich alles direkter und auch gewagter. Meinen Stil würd ich so in die Richtung von Akustik-Pop setzen, als Vorbild kann man vielleicht sagen: Jack Johnson.

 

Und wann kommt das erste Album?

(Lacht) Ja, für das erste Album müsste ich noch einiges schreiben. Aber da bin ich auch ganz entspannt. Jetzt hab ich auf jeden Fall vor, einiges selbst aufzunehmen. Dafür spiele ich auch alles selbst ein. Das ist natürlich einiges an Arbeit. Wenn ich an einem Song arbeite, dann kommen schon vier, fünf Stunden zusammen. Genau dann bin ich aber in dieser Fokus-Phase und da läufts dann auch gut. In der Woche komm ich dann schon auf gut zehn bis zwölf Stunden. Da kommt natürlich noch ein bisschen Perfektionismus dazu, also wenn was nicht ganz passt, dann wird das auch 5mal neu aufgenommen,.

 

Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?

Phu, angefangen hat´s eigentlich in der Grundschule, da hab ich Trompete spielen gelernt. Das fand ich schon immer interessant. Und klar, Noten Lernen und sowas hat natürlich auch dazu gehört. Da hat man als Kind natürlich nie Lust drauf. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass ich mich da durchgeprügelt hab. Und dann gabs noch die alte Gitarre vom Opa, die sich dementsprechend auch anhört. Ich hab auch in der Jugendkapelle Samerberg gespielt und irgendwann in der Schulband und im Schulorchester am Karolinen-Gymnasium. Da war ich dann auch im Schulchor beim Steinkühler. 2011 haben wir das Musical Little Shop of Horrors aufgeführt. Da hab ich dann die Hauptrolle bekommen, und von da an gemerkt, dass mir des mit dem Singen eigentlich ganz gut taugt.

Sesshaft werden? Wenn dann hier!

Dann warst du also auch am Karo und den Steinkühler Hats da auch schon gegeben!

Ja, den Österreicher, wenn ihr den kennts. Wir haben bei dem dauernd Abba gesungen.

 

Wie war deine Schülerzeit damals am Karo?

Also ich war jetzt ned der Lehrerliebling, aber sonst eigentlich ganz lieb. Man weiß ja, was man sich bei welchen Lehrern erlauben kann. Im Nachhinein war aber nichts Böses dabei.
Eigentlich war ich davor am Raublinger Gymnasium, bis ich wegen Sprachen gewechselt habe. Und da mein Bruder schon am Karo war, hat das ganz gut gepasst. Was da musikalisch angeboten wurde, war schon sehr toll.

 

Wenn du sagst, du warst in der Musikkapelle dabei, wo konnte man dich noch finden?

Früher auf jeden Fall in der Jugendkapelle, dann im Fußballverein. Jetzt aber mit´m Studium ist das natürlich etwas schwieriger. Und ich bin ja in der Band Nighthawk City. Das ist ganz cool, weil wir da so circa 25 Leute sind, wo jeder mit jedem Spielen kann. Es sind alle ziemlich flexibel. Also sollte mal einer ausfallen oder keine Zeit haben, dann kann immer jemand für einen einspringen.

 

Wo, würdest du sagen, ist für dich in der Umgebung der schönste Ort.

Phu. Ich glaub am schönsten Ort sind wir hier schon, aber auch so in Richtung Hochries, da kennt man dann doch Stellen, wo auch mal weniger Leute sind und die sind dann ganz schön.

Ich merk´s aber, wenn ich wieder an der Uni bin, dass ich Rosenheim schon sehr vermisse. Da merkt man erst mal, wie schöns hier eigentlich ist.

 

Wenn deine Musikkarriere jetzt richtig durchstarten würde, könntest du in Rosenheim alles stehen und liegenlassen?

Ja, das würd ich dann schon, wenn jetzt das Studio zum Beispiel in Berlin wäre, oder so. Dann wär ich halt da. Aber wenn ich jetzt arbeiten würde, und ich sag mal sesshaft werden würde, dann würd ich schon hier bleiben.

 

Eine ganz andere Frage haben wir noch. Wir haben uns mal deinen Instagram Account angeschaut, und da eine Filmklappe mit "Ostwind" drauf gefunden. Was hats denn damit auf sich?

(Lacht) Ja, das war 2014, hier in Rosenheim. Da haben die in der Region an einem Pferdehof Szenen für den Film gedreht und noch nach Statisten gesucht. Ich und ein Freund von mir haben uns gedacht »Ach komm, probier mas mal, just for fun«. Und das war dann auch ziemlich lustig. Letztendlich haben wir rausgefunden, dass wir nur eine Sekunde hinten im Bild waren, aber Spaß hat´s allemal gemacht. Und sollte sich nochmal die Chance ergeben, dass wir irgendwo als Statisten mitmachen können, dann würden wirs auf jeden Fall wieder machen!

Blitzfragen

Wir haben noch ein paar Blitzfragen vorbereitet. Es wäre super, wenn Du auf die knapp und schnell antwortest. Bist du bereit?

Alles klar!

 

Mit wem würdest du gerne mal auftreten?

Phu... ich glaub... Gregor Meyle.

 

Mit wem auf keinen Fall?

Schwierig... Ich sag mal Britney Spears. Keine Ahnung.

 

Wo würdest du gerne mal auftreten?

Irgendwo Open Air. Da ist es mir egal, ob´s vor 40 Leuten ist oder vor 400. Aber so Waldbühnen haben schon einen interessanten Flair.

 

Dein Lieblingsinstrument?

Gitarre, einfach weils sehr vielfältig ist.

 

Fan von Andreas Gabalier?

Ja, find ich einen sehr coolen Musiker.

 

Lieber Raucherstimme oder Kastradengesang?

Raucherstimme.

 

Wacken oder Splash?

Splash. Bin eigentlich ned so der Metal Fan.

 

Auer- oder Flötzingerzelt?

(lacht) Inzwischen eher des Flötzingerzelt. Früher war ich mehr im Auer, aber inzwischen doch mehr im Flötzinger.

 

Voisuff mit de Freind oder Rotwein und Spieleabend?

Hm, beides. Meistens ist es dann aber so, dass der Spieleabend im Suff endet.

 

Längste Zeit, die du am Samerberg auf den Bus gewartet hast.

Also die Busverbindungen am Samerberg sind allgemein nicht so besonders... Des waren, glaub ich, etwa 2 Stunden.

 

Schoki oder Gummibärle?

Schoki!

 

Samerberg oder Rohrdorf?

(lacht) Samerberg.

 

Zuhause gutes Netz?

Jain - man weiß seine Stellen, wo man hin muss, um ins Internet zu kommen.

An Energie fehlt es Julian Jas scheint´s nicht. Seinen Auftritt bei den Blind Auditions von The Voice of Germany könnt ihr euch hier anschaun. Wenn ihr mehr von Julian sehen bzw. hören wollt, schaut auf seinem Instagram Kanal vorbei, wo er des Öfteren seine Aufnahmen zeigt.

 

Das Interview führten Jakob Stengel und Jonas Gerg.

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