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Gemälde: Die Schattenwürfe eines Löwenkopfes und einer überdimensional großen Maus stehen sich gegenüber. Dazwischen leuchtet eine Straßenlaterne

Bild: Katharina

Artikel von Team aROund, Lena W.
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
18.12.2022

Mehr Mut für alle! No.5

Wir von aROund wissen, dass es einigen Mut erfordert, einen eigenen Text zu veröffentlichen, von dem man vielleicht denkt, er sei nicht gut genug. Mit seinem Namen und seinem Bild dafür zu stehen. Vielleicht sogar für ein Social Media Video einen Text einzusprechen und seine eigene Stimme anzuhören oder sogar für ein Video vor der Kamera zu stehen. Aber wir wissen auch, dass es nicht immer perfekt sein muss. Dass gerade der Mut zur Lücke uns stark macht. Und wir wissen, dass wir ein starkes Team sind! Klingt gut? Dann mach mit und melde dich bei uns!

Mut ist...

Mut ist eine Tugend. Wenn ich nie Angst habe, immer Risiken eingehe, bin ich mutig. Und wenn ich mich scheue, bin ich ein Angsthase, oder? So ist der Grundgedanke von Mut in unserer Gesellschaft. Gefährliche Mutproben zu bestehen ist ein Weg, seinen Mut zu beweisen. Aber wenn ich mich dabei gefährde, was bringt mir dann mein Mut. Da bleibe ich doch lieber ein Angsthase. Aber stimmt das auch? Ist wirklich nur derjenige mutig, der Risiken eingeht?

 

Ja! Jedoch ist es dabei egal, ob ich jetzt an einem Seil gebunden von einer Brücke springe oder einen Anruf beim Arzt tätige. Überwinden muss ich mich beide Male.

Mut bedeutet, seiner Angst gegenüberzutreten, ihr die Hand zu reichen und zu akzeptieren, dass sie da ist. Es ist nicht schlimm, Angst zu haben, denn ohne Angst bräuchte ich den Mut nicht.

 

Wenn ich einen Vortrag vor einer großen Gruppe halten muss, habe ich Angst. Dann muss ich mich dieser Angst stellen. Ich kann dabei ausgelacht werden oder ein schlechtes Ergebnis erzielen. Aber das ist ein Risiko wert eingegangen zu werden. Beim nächsten Mal mache ich es besser und komme so voran. Wenn ich jedoch nichts angehe, lerne ich auch nichts und bleibe auf meinem Weg zurück. Das ist dann nicht mutig. Mut ist, einen eigenen Weg einzuschlagen und nicht stehen zu bleiben, nicht aufzugeben.

 

Bietet mir jedoch jemand etwas Gefährliches an - mit den Worten, das sei mutig, wenn ich es annehme - bin ich noch lange kein Angsthase, wenn ich ablehne. Ich riskiere es lieber, Freunde zu verlieren, wenn ich “Nein” sage, in dem ich meinen eigenen, für mich richtigen Weg gehe, anstatt etwas mir Unangenehmes zu tun. Dann bin ich mutig. Mut ist also, nicht aufzugeben, einen anderen Weg zu finden, wenn der erste nicht passt.

 

Mutig bin ich auch dann, wenn ich “Kleinigkeiten” überwinde. Die Maus muss nicht den Löwen bekämpfen, um an ihm vorbeizukommen. Sie ist auch mutig, wenn sie sich ihrer Angst bewusst wird und einen anderen Weg vorbei findet.

 

- Katharina, 20 Jahre

Angst vor der Angst

Mut muss nicht immer heißen, keine Angst zu haben. Denn Angst ist ein natürlicher Mechanismus, der einen vor Gefahr schützt. Die Frage ist nur, was für eine Gefahr. Sind Menschen eine Gefahr? Etwas, wovor man Angst haben sollte? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es sich nicht lohnt, Angst vor der Angst zu haben. Denn wenn man Angst vor der Angst hat, hat man Angst. Also genau das, wovor man Angst hat. Für mich ist Mut ein meist kurzer Moment, den es sich lohnt, anzustreben. Für mich ist Mut, wenn es einem scheißegal ist, was andere über einen denken, wenn man über seinen Ängsten steht und sich nicht unter ihnen begraben lässt. Mut heißt, sich nicht von seinen Unsicherheiten verunsichern zu lassen, etwas neues Unbekanntes auszuprobieren, dessen Ergebnis man nicht kennt. Mut heißt, man selbst zu sein, sich sicher genug zu fühlen, seine Maske ablegen zu können und aus seinem Versteck zu kommen. Sich anderen so zu zeigen, wie man ist. Mut ist es, sich von anderen nicht unterkriegen zu lassen. Nach dem Fallen wieder aufzustehen und für die Sachen zu kämpfen, die man richtig findet. Auch, wenn es nicht jeder befürwortet.

 - Noemi, 13 Jahre

 

„Für mich bedeutet mutig sein, das zu tun, wovor man eigentlich Angst hat. Sei es, den neuen Job anzunehmen in einer völlig fremden Gegend oder jemandem zu sagen, dass man ihn oder sie toll findet."

 - Louise H.

 

"Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende."

 - Demokrit

Was hat dich stark gemacht?

"Ich habe viel gegessen, darum bin ich stark!"

 - Mia, 5 Jahre

 

"Das Essen hat mich stark gemacht! Und die Autos! Weil ich mit denen so viel gespielt habe!"

 - Noris, 4 Jahre

 

"Ich bin stark, weil ich stark bin! Ich war immer schon stark! Auch als Baby!"
 - Theresa, 3 Jahre

Das großartige Fräulein Custodia

Durch den dichten Nebel erschienen ihr die grellen Manegenlichter beinahe traumhaft. Judiths Lippen glühten rot, ihre schwarz umrandeten Augen waren weit geöffnet, der samt-blaue Umhang wehte hinter ihr und Applaus kam ihr entgegen. Als Judith noch ganz klein war, sagte ihr Vater einmal, sie sollte immer auf der Hut sein, das Richtige zu tun. Als sie fünf war, wurde er von einem Zirkuspferd getreten und er starb sofort. Aber jetzt, da sie alleine zum ersten Mal in der Mitte des kreisrunden Sandplatzes stand, das Publikum zwar hören, aber nicht sehen konnte, geblendet von der Beleuchtung, jetzt hatte sie das Gefühl, das Richtige zu tun. Hier, in der Manege, war der richtige Ort. Es war die Magie des Zirkus, die wirkte, sie musste sie nur für die Zuschauer sichtbar machen. Einmal Augen zu, tief durchatmen. Sie erhob die Arme und lachte breit, sodass man jeden ihrer Zähne funkeln sehen konnte, dann verschwand ihre rechte Hand im Umhang und kam heraus mit einer Taube. Tosender Applaus. Judith ging auf, sie verbeugte sich.

 

“Freiwillige vor!” Niemand traute sich vor. Sie zeigte auf einen Jungen und winkte ihn mit dem Zeigefinger her. Dem Kleinen fiel vor Schreck das Konfekt aus dem Mund und er schaute angsterfüllt seine Mutter an, die ihn ermutigend auf die Schulter klopfte. Los, dachte sie sich, zum Teufel, sei kein Feigling, einer muss eben draufgehen, während sie lächelte. Und der Junge kam und sie steckte ihn in die große blaue Holzkiste und das Publikum tobte. Dann zog sie drei lange Schwerter aus dem Block neben der Kiste. Die Helfer hatten ihn zu weit nach links gestellt, sie hatte Sorgen, dass der Weg dahin zu lang brauchen würde. Aber Angstschreie von den Rängen dementierten ihre Sorgen. Mit drei flüssigen Bewegungen stieß sie die Schwerter in die Trickkiste, in der der Junge schon lange nicht mehr saß. Es war vermutlich die Mutter, die so schlimm kreischte und ein Mann jubelte und wurde noch lauter, als sie den Kleinen hinter dem Vorhang herauszog. Die Ränge bebten.

 

In ihrer Brust brüllte ein wildgewordenes Tier, ein Löwe, dessen Zähne weit in ihre Brust ragten und vorne hinausstießen, und dessen Mähne die Innenseite ihres Bauches kitzelte. Es war, als wüchsen die Ränge immer weiter in die Höhe. In diesem Moment war Judith unsterblich.

 

Nachdem alles aufgeräumt war und alle zusammen saßen bei einem Bier und einer Art Abendessen, dessen Hintergrund ein großes rotes Banner zierte, brach die Müdigkeit über Judith ein. Carl, der Zirkus-König, klopfte reihum allen auf die Schulter. Und dieses mal auch Judith, dem “großartigen Fräulein Custodia”. So nannte er sie. Morgen würden sie auch die Zeitungen so nennen. Und in spätestens einer Woche der ganze europäische Stier. Dann war Carl weg und alle standen auf und sie war alleine und träumte, wie sie durch all die Städte tourte und dieses schreckliche Deutschland mit dem kleinen Choleriker hinter sich lassen würde. Irgendwo hörte sie ein Klirren und Motorknattern und sie sah auf und dann wieder auf das Bier. Die Flasche war schmutzig und das Bier lack, weil es immer in dem heißen Zelt stand und die Flaschen schon sehr alt waren. Aber sie fühlte sich gut an in der Hand und eigentlich war die Wärme ja auch ganz gut, weil es für Anfang November recht kühl war. Alles hier war alt und schmutzig und es könnte mal von Grund auf erneuert werden, dachte Judith, aber sie wusste, dass Carl knapp bei Kasse war und das er immer Probleme mit den Braunen hatte.

 

Jetzt war das Klirren lauter. Sie schaute auf, stand auf, und ging aus dem Zelt, und es war eiskalt und es roch nach Rauch. Das Telefon klingelte. Die Straße runter klirrte es. Motorknattern wie damals im Krieg. Carl stand da. Und dann knallte es und eine Hand zog sie an der Schulter ins Zelt und sie fiel in den Sand. Über ihr stand ein Helfer. Als er sie schlug, verstand sie die Welt nicht. Er schrie, dass sie den Zirkus in den Untergang trieb. Dann kam Carl, kreidebleich, und fragte ihn, was los sei, und er sagte, sie würden kommen. Carl half ihr auf. Er sagte, er hatte ihren Vater gemocht und er mochte auch sie. Er gab ihr Geldscheine in die Hand und nahm sie fest an den Arm und schickte sie auf die Straße. Lauf, schrie er. Und sie lief, weil sie nicht wusste, was los war, und weil sie Carl vertraute. Ein grauer Mann lief wie eine Gazelle die Straße hinunter und sah sie und schrie “Komm mit”. Und sie wusste immer noch nicht, was los war. Dann sah sie eine Gruppe Männer in ihrem Alter und sie trugen die Flagge und Fackeln und sie zeigten auf die beiden. Knattern wie im Krieg.

 

Es knallte zweimal, dann fiel die Gazelle hin. Judith blieb kurz Stehen und plötzlich war eine Kugel in ihrem Oberschenkel, also fiel auch sie hin. Das Knattern ging vorüber und man ließ sie liegen wie einen verwundeten Löwen auf Safari. Sie schleppte sich vorwärts, und verstand, dass Carl sich selbst gerettet hatte, und sie jetzt mitten im Mittelalter war, und dass das, was sich angekündigt hatte, tatsächlich eingetroffen war, und dass ihre Karriere jetzt wohl wegen dem Oberschenkel zu Ende wäre. Man fand sie am nächsten Morgen zwei Straßen weiter. Carl konnte sie nicht identifizieren und der Zirkus war am nächsten Tag umgezogen. Das Geld konnte nicht gefunden werden.

 

 - Lenni

Mitmachen und Mut machen
 

Das Thema Mut hatten wir uns beim Zamma Festival 2022 für eine gemeinsame Aktion mit dem BRK Jugendtreff Bad Aibling, den Pfadfindern der Advent-Gemeinde und dem Altenheim Haus Wittelsbach ausgesucht. Wir sind der Meinung, dass einem viel öfter Angst und Sorgen gemacht werden, als dass jemand einem Mut zuspricht und wollen einen anderen Weg zeigen. Lass dir Mut machen und mache auch Anderen Mut, zum Beispiel mit deiner persönlichen Mut-Story hier im Jugendmagazin aROund!

 

Schick sie uns per E-Mail an mitmachen@around-rosenheim.de!

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