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Mehrer Jugendliche in einem Geräteraum mit Schlafsäcken um sie herum. Sie winken in die Kamera, beziehungsweise machen eine andere freundliche Geste.

Kurz chillen bevor die Bürgermeister kommen | Foto: Steffi

Artikel von Flo, Stefanie S.
Bereich
Heimat
Veröffentlicht
24.07.2023

MyVision23 - Jugend trifft Politik

Wir sind in einer Sporthalle: Dutzende Schuhe nebeneinander auf dem Boden, ein paar Leute spielen Volleyball, ein paar  Mädchen winken uns aus einem Geräteraum zu. Das klingt doch nach Sportunterricht, oder? Nicht ganz: Das war #myvision23! Vom 13. bis zum 15. Juli war in Breitbrunn am Chiemsee wieder die Jugendbeteiligungskonferenz, das erste Mal seit 2019 wieder in Präsenz. Bei myvision bringen Jugendliche ihre Ideen ein und präsentieren diese Politikern und anderen wichtigen Erwachsenen aus dem Landkreis. Wir von aROund waren natürlich auch dabei und haben für euch ein paar Eindrücke gesammelt!

Worum geht´s?

Seit 2014 gibt es im Landkreis Rosenheim die Jugendbeteiligungskonferenz myvision, die von der Kommunalen Jugendarbeit organisiert wird. Hier sind die Jugendlichen mal einen Tag, mal mehrere Tage unter sich und können Ideen sammeln, Konzepte erstellen und konkrete Pläne schmieden, was sie brauchen, damit ihr Leben in ihrem Heimatort noch besser wird. Wenn diese Ideen Gestalt angenommen haben, dann kommt ein Haufen Kommunalpolitiker, Schulleiter und sogar der Landrat. Diese schauen sich die Projekte an und geben sie dann auch weiter in die jeweiligen Gemeinderäte, Stadträte oder sonstige.

 

"Über die letzten Jahre haben sich die Themen sehr geändert, da viele Projekte Erfolg hatten und somit nicht mehr gefordert werden müssen", so Erik Flügge, der Jugendkonferenzen in ganz Deutschland moderiert und auch myVision schon seit vielen Jahren begleitet. "Ideen wie Snackautomaten oder Skateplätze gibt es eigentlich überall. Was hier jetzt aber recht groß war, war das Thema Druck in der Schule und durch Instagram. Und neu ist die Suche nach Freiräumen, wo man Ruhe haben kann."

 

Es gab aber auch ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Workshops, wie Collagen, Cocktails oder sogar Impro-Theater! Am Samstagabend gab es auch ein Privatkonzert von der Band K-STE exklusiv für die myvision-Teilnehmer!

Erik Flügge, der Moderator von myVision. Er steht draußen, vor einem Gebäude und einer Wiese. Er trägt ein weinrotes Shirt, mit weißem Druck.
Erik Flügge, Moderator von myvision. | Foto: Steffi

Die Ideen

Zwei Poster auf einer Leinwand, auf dem linken sind groß die Themen der Jugendlichen und rechts die Details dazu. Die Poster sind sehr farbenfroh und mit Zeichnungen dekoriert
Zwei von vielen Postern | Foto: Anne

 

Die Vorschläge der Jugendlichen waren sehr verschieden, zum Beispiel Beachvolleyball-Plätze, Büchercafés oder auch mehr Bänke auf Schulhöfen. Ein großes Thema war aber auch Mobbing. Hier ging es vor allem darum, dass Schulen bzw. Lehrer*innen sich nicht genug mit dem Thema auskennen. Die Jugendlichen hatten auch schon einen Ansatz: Mehr Schulungen und Fortbildungen dazu! "Das Thema Mobbing an Schulen, das schockiert mich ehrlich gesagt" so Alois Loferer, Bürgermeister von Bad Endorf. Man sieht also, es ist wichtig, dass Jugendliche ihre Themen ansprechen und sich damit an Politiker wenden.

 

Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war das Thema "Unser See verschwindet" von einem Jugendlichen vom Chiemsee. Er thematisierte, dass der Wasserpegel des Chiemsees in letzter Zeit immer mehr gefallen sei, da wegen der Fertigstellung der Alz-Brücke bei Seebruck wieder mehr Wasser abfließe. Deshalb müsse man deutlich weiter vom Ufer in den See gehen, um baden zu können. Sein Lösungsvorschlag war beeindruckend: Pyramidensteine. Durch sie würden in Zeiten, in denen der Wasserpegel höher ist, mehr Wasser abfließen. Wenn der Pegel aber unter einer bestimmten Höhe ist, würde weniger Wasser durchgelassen werden.

Weitere Themen waren: Überfüllte Schulbusse, fehlende Ventilatoren und fehlende Digitalisierung in den Schulen, Ferienjobs, Jugendfreizeiten und Klassenfahrten sowie diverse Sportplätze und Skate- oder Dirtparks, aber auch Büchercafés, WLAN-Hotspots, Radwege, Flüchtlings-Unterkünfte und die Rettung von Bienen. Ein Thema, welches einige Bürgermeister sehr interessant fanden, war das Thema kostenlose Menstruationsartikel auf öffentlichen Toiletten und Schultoiletten. Robert Aßmus, der Bürgermeister der Gemeinde Griesstätt, fasste es so zusammen: "Das sind so Sachen, auf die man nicht draufkommt, wenn's einen selbst nicht betrifft". 

Was denken die Jugendlichen über myVision?

Um herauszufinden, was sie von myVision halten, haben wir mit einigen Jugendlichen gesprochen. Bei einem Interview mit Fiola (17) und Heidi (15), während dem mir und Steffi fast ein Fußball an den Kopf geflogen wäre, erzählten sie uns, dass man sich bei myvision über Sachen Gedanken macht, über die man sonst nie nachdenken würde. Das bestätigten auch viele andere Jugendliche. Auf die Frage, was denn die Highlights der Jugendlichen waren, antworteten die meisten, dass ihnen die Workshops und das Gestalten der Poster super gefallen haben. Tobi (14) und Noah (14) fanden es auch sehr toll, dass man in Kontakt mit den Bürgermeistern kommt, was sonst sehr selten der Fall ist.

 

Ich habe auch gefragt, wie es denn ist, alleine zu einer so großen und mehrtägigen Konferenz zu reisen. Viele, die wir interviewten, hatten sich alleine angemeldet und sagten, dass man hier wunderbar Leute kennenlernen kann. "Am Anfang wurden einem Fragen gestellt, um Gemeinsamkeiten und selbe Interessen herauszufinden" so Tobi (14). Somit verstanden sich viele sehr schnell und knüpften auch Freundschaften. Übernachtet wurde auch gemeinsam, jedoch in zwei verschiedenen Hallen, in einer die Mädchen und in der anderen die Jungen. Das hat anscheinend einigermaßen gut funktioniert, jedoch gab es auch ein paar kleine Probleme. Ein Junge vergaß sein Kissen und musste deshalb auf einem Haufen T-Shirts schlafen, ein Mädchen beschwerte sich über den Lärm, da anscheinend die Türen zu den Toiletten laut zugeknallt wurden.

Zwei Mädchen, welche gerade interviewt werden und dabei lachen.
Lustige und Spannende Gespräche bei myvision | Foto: Steffi

Da ich selbst vorher noch nie bei einer solchen Konferenz war, habe ich mich gefragt, was denn eigentlich danach mit den ganzen Anliegen der Jugendlichen passiert. Darauf antwortete mir Sabine Balletshofer, 3. Bürgermeisterin von Kolbermoor, dass sie die Ideen im Stadtrat und in den Schulen anbringen wird. Zum Thema fehlende Klassenfahrten zum Beispiel will sie nun bei Schulen nachfragen, ob und wie viele Klassenfahrten angeboten werden und wie man diese erweitern kann. Alle Bürgermeister, Gemeinden, Städte und Co. erhalten ebenfalls eine Ausarbeitung der ganzen Projekte in schriftlicher Form, da man sonst leicht den Überblick verlieren könnte.

Wie geht's jetzt weiter?

Otto Lederer, Landrat von Rosenheim, welcher gerade interviewt wird.
Unser Landrat, Otto Lederer | Foto: Steffi

 

Otto Lederer, der Landrat des Landkreises Rosenheim, sprach mit vielen Jugendlichen und blieb länger als viele andere Gäste. Im Interview sagte er, dass man prüfen müsse, welche Themen die Gemeinden und welche den Landkreis betreffen. Für sich selbst nimmt er die Aufgabe mit, dafür zu sorgen, dass möglichst keine Turnhallen mehr für Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden. Bei dem Thema des sinkenden Chiemsee-Pegels werde er zum Beispiel das Wasserwirtschaftsamt kontaktieren.

 

Insgesamt gefiel Otto Lederer gut, wie die Jugendlichen die Themen vorbereitet und kommuniziert haben. "Von den Jugendlichen war immer die Bereitschaft da, sich auf das Thema einzulassen und nicht nur zu fordern, sondern auch zu geben", so Lederer. Er findet es wichtig, dass Jugendliche auch mit anpacken und Lösungen aufzeigen. "Jammern und Festkleben alleine ändert überhaupt nichts, sondern wenn man die Dinge selbst in die Hand nimmt und die Möglichkeiten nutzt, die geboten werden. Das haben die Jugendlichen heute auch definitiv getan." Nicht nur ihn freute es, dass viele Forderungen und Wünsche sehr bodenständig und realistisch waren.

Mein Fazit

Ich finde es sehr gut, wie viele tolle Ideen die Jugendlichen bei myvision vorgeschlagen haben. Viele Projekte, die dort in den letzten Jahren vorgestellt wurden, wurden auch umgesetzt. Wie auch aROund! Das Jugendmagazin wurde 2018 bei myvision geplant und nun gibt es uns schon seit fast 4 Jahren. In der Zeit sind viele Artikel veröffentlicht und viele Aktionen veranstaltet worden. Hätten sich damals nicht eine Gruppe Jugendliche Gedanken dazu gemacht und ein Jugendmagazin gefordert, wäre das alles nie passiert. Das zeigt auch wie wichtig es ist, bei der Jugendbeteiligungskonferenz oder ähnlichen Aktionen, wie Jungbürgerversammlungen der Gemeinden, mitzumachen. Sonst wird nämlich die Stimme von uns jungen Menschen nicht gehört. #myvision bietet eine Bühne dafür. Also mach beim nächsten Mal mit! Mehr Infos findet man hier:


Website von myVision

 

 

Da myvision aber nur einmal das Jahr stattfindet, kann man sich auch darüber hinaus noch einbringen. Wenn du eine Idee für deine Gemeinde hast, dann kannst du zum Beispiel einen deiner Gemeinderäte kontaktieren, im Idealfall einen aus dem Jugendausschuss, beziehungsweise den oder die Jugendbeauftragte. Diese werden sich, wenn sie ihr Amt ernst nehmen, deinen Vorschlag zu Herzen nehmen, ausarbeiten und auch in Sitzungen einbringen.

 

Gleichzeitig kann man sich auch persönlich in der Politik engagieren. Das geht am besten über die Jugendorganisationen der Parteien. Alle großen Parteien Deutschlands haben in unserem Landkreis Verbände. Es gibt auch viele Vereine zum Thema Politik oder auch Kinder- und Jugendgremien. Auf der Website von Jugend Prägt kann man dazu noch mehr Infos finden.

Behind the scenes

Hier kommen noch ein paar Fotos von Steffi, um die lockere Atmosphäre bei myvision besser rüberzubringen.

Das war myVision 2023! Meiner Meinung nach, war es ein voller Erfolg. Ich bin gespannt, was aus den Vorschlägen der Jugendlichen wird. Jetzt auch interessiert? Dann engagier dich auch politisch! 

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