
Patsy zu Gast bei der Adoptionsvermittlungsbehörde | Foto: Landratsamt Rosenheim
Eltern für ein Kind
-
Mutter, Vater, Kind, das klassische Familienbild, doch längst nicht mehr das einzige.
Patchwork- oder Pflegefamilie, heute gibt es verschiedene Möglichkeiten das eigene Familienglück zu finden. Eine davon ist die Adoption. Diese hat im Grunde genommen den Auftrag, Eltern für Kinder zu finden, die in ihrem ursprünglichen Umfeld aus den unterschiedlichsten Gründen nicht aufwachsen können.
Elisabeth Wolfgruber und ihre Kollegin Monika Heckel im Kreisjugendamt Rosenheim arbeiten in der Adoptionsvermittlung mit den Jugendämtern der Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Mühldorf, Traunstein und Rosenheim Stadt zusammen. Durch die Zusammenarbeit im Bereich Adoption werden eine gegenseitige Vertretung, fachliche Unterstützung sowie auch gemeinsame Vermittlungen ermöglicht. Beispielsweise arbeiten die Kolleginnen in der Regel zu zweit bei der Eignungsprüfung von Bewerbern, um diese im 4-Augen-Prinzip umfangreich einschätzen zu können. Natürlich gibt es für die Frage, ob ein bestimmtes Umfeld für ein Kind geeignet ist, gesetzlich vorgeschriebene Rahmenbedingungen, beispielsweise ein geregeltes Einkommen und ein entsprechendes Führungszeugnis der angehenden Eltern oder genug Platz für das Kind. Aber es gibt auch Kriterien, die individuell betrachtet werden müssen, wie beispielsweise die Kindheit der Bewerber und deren Erfahrungen, hier können sich die Vermittlerinnen dann untereinander beraten.
Adoption ist nicht die Suche nach Nachwuchs für ein Paar, sondern die Suche nach geeigneten Eltern für ein Kind.
Bei der Adoptionsvermittlung geht es aber noch um viel mehr, als nur das Finden von geeigneten Adoptiveltern. Grundsätzlich steht immer das Kind im Mittelpunkt. Es kann sein, dass ein Paar sich um eine Adoption bewirbt, das heißt aber nicht, dass zwangsläufig das nächste zu vermittelnde Kind an dieses Paar vergeben wird. Auch hier dreht sich alles um individuelle Möglichkeiten und Grenzen. Trauen sich die Bewerber vielleicht ein Kind mit Handycap zu oder kann das Kind vielleicht schon etwas älter sein?
Diese und noch viel mehr Fragen sind vor einer Vermittlung zu klären. Das geschieht in verschiedenen Gesprächen, teils im Amt, aber auch innerhalb der eigenen vier Wände. Die Gespräche laufen immer verschieden ab und werden methodisch entsprechend dem Thema unterschiedlich bearbeitet, u.a. auch mit Visualisierung durch Aufstellung von Figuren. Abschließend wird ein umfassender Sozialbericht erstellt, der gemeinsam mit den Bewerbern besprochen wird. Dieser Bewerbungsprozess als Adoptiveltern dauert in der Regel ein Jahr oder sogar länger.
Adoption ist nicht die Suche nach Nachwuchs für ein Paar, sondern die Suche nach geeigneten Eltern für ein Kind. Sofern das Kind alt genug ist, wird es auch nach seiner eigenen Meinung gefragt. Aber es muss auch nicht immer zu einer Adoption kommen. Im Laufe der Zeit wurden viele Möglichkeiten und Hilfen entwickelt, die Eltern, die sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlen und mit dem Gedanken einer Adoption spielen, helfen. Es werden daher immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben. Das hat zur Folge, dass nicht jeder, der ein Kind adoptieren möchte, auch eines findet. Oft dauert es mehrere Jahre, bis sich der Kinderwunsch erfüllt und manchmal bleibt dieser auch unerfüllt.
Wenn die passenden Eltern für ein Kind gefunden wurden, ist der Adoptionsprozess noch nicht beendet. Sobald das Jugendamt für ein Kind die richtige Familie gefunden hat, beginnt die sogenannte Adoptionspflege, die mindestens ein Jahr dauert. In dieser Zeit versucht die neue Familie ein Eltern-Kind Verhältnis aufzubauen und wird dabei vom Jugendamt unterstützt. Erst nach der Adoptionspflege und mit einem richterlichen Beschluss ist die Adoption gültig und abgeschlossen. Es können natürlich mit der Zeit immer wieder adoptionsspezifische Fragen, wie beispielsweise die Frage nach den leiblichen Eltern oder Kontakt zu ihnen, auftauchen. Hierbei unterstützen ebenso die Fachkräfte der Adoptionsvermittlung. Sie bieten regelmäßig Fortbildung und Treffen für Adoptiveltern und freizeitpädagogische Angebote für Adoptivkinder an.
Die perfekte Lösung wird es trotz allem nicht geben. Das Familienleben ist ein Weg mit Höhen und Tiefen und Familien müssen sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, aber gemeinsam schaffen sie das schon.