
Die beiden Vronis | Veronika Weinhart
- Artikel von Jugendarbeit ÜA
- Bereich
- Kultur
- Veröffentlicht
- 23.04.2025
Einfach nur wow!
Es ist ein Werk, das ich erst beim zweiten Durchgang durch die Ausstellung bemerke - klein, unscheinbar, grau, unauffällig - als ob es sich unsichtbar gemacht hätte zwischen all den anderen oft farbenfrohen und expressiven Bildern. Und Tage nach meinem Besuch der Wanderausstellung Junge Kunst wird mir klar, dieses Werk ist mir besonders in Erinnerung geblieben.
Es gab Bilder, die mich mehr beeindruckt haben, mich staunen ließen, das Können der Künstler*innen bewundern. Über die ich gesagt habe: "Dieses gefällt mir besonders gut!" Von denen ich meiner Freundin erzählt habe... Aber immer wieder muss ich an die zusammengekauerte Figur unter dem Tuch denken. Wer ist sie? Bekommt sie darunter Luft? Kann sich sich aus dem mit Kleister getränkten Tuch, das so spannende Falten wirft, befreien? Auf der Suche nach mir selbst hat der Künstler, Philip Ritter aus Großkarolinenfeld, sein Werk genannt. Von dem 20-Jährigen ist noch ein weiteres Kunstwerke ausgestellt: Night blossom. Geschaffen hat er es aus Zeitungspapier und Schwemmholz.



Zwei der großformatigsten Werke auf Leinwand sind von Anna Elisabeth Haimmerer (25) aus Rohrdorf. Eines davon heißt Mutter und Sohn. Das Motiv? Kühe!
Mit Eitempera abstrakt gemalt steht hinter den einander zugewandten Kühen eine klare Aussage der Künstlerin: "Das Kalb hat die Freiheit mit seiner Mutter aufzuwachsen. Ein Luxus, der vielen anderen Kälbern nicht möglich ist."
Das andere Bild trägt den Titel Tack, Tack, Tack, Tack, nach dem Geräusch des Dengelns einer Handsense, mit der der Bauer mäht. "Die Kuh im Hintergrund verschmilzt beinahe mit ihm. Sie symbolisiert nicht nur räumliche Nähe, sondern eine tiefe Verbundenheit mit dem Tier und der Arbeit."

Das orange Auge ist ein großformatiges Bild von Lena Winzenburg aus Bad Aibling, gemalt mit Acryl, Buntstift und Ölkreide. Es vereint japanische Schriftzeichen und abstrakte Formen. Für die Künstlerin, die Japanologie studiert, ist es eine Auseinandersetzung mit dem Tod ihres Vaters.

Nicht zu übersehen ist das schier endlos lange Band aus Papier, das mit Tusche bemalt ist und ausgerollt auf dem Boden liegt. Die Künstlerin Regina Gareis (22) aus hat ihm den Titel Schriftbild gegeben: "Ein Schritt, eine Linie, ein vergessener Gedanke. Die Bewegung der Hand wird zur Spur auf Papier. 118 Meter lang ist die Linie der Gedanken, die da waren oder die ich loswerden wollte. Was bleibt ist eine Spur von Erinnerung und Vergessen. Sichtbar und Verborgen zugleich."

An was denkt ihr bei dem Titel Madonna und ihr Kind?
An den Geruch von Weihrauch und eine Statue im Seitenaltar einer Kirche? Veronika Weinhart (23) hat mit Acrylstift und Goldfarbe auf Fotokarton eine ganz eigene Interpretation geschaffen.
"Wow" ist mein erster Gedanke. Und: "wie wunderschön" mein zweiter. Und dann erst sehe ich die Katze in ihren Armen und beginne zu verstehen.
Veronika Weinhart schreibt dazu: "Sie ist keine Mutter wie die eine. Ihr Kind entsprang nicht ihrem Schoße, ihrem Fleische, ihrem Blute. Sie ist das Gegenteil der heiligen Madonna, die kinderlose Frau, der Teufel in Menschengestalt."
Von derselben Künstlerin ist auch das Bild Die beiden Vronis, inspiriert von Frieda Kahlo, an dem man nicht so einfach vorbeigehen kann (siehe ganz oben). Zwei junge Frauen sind miteinander verbunden. Sie halten sich an der Hand, ihr blondes Haar ist miteinander verflochten, durch ihre Herzen fließt dasselbe Blut. Doch in ihrer Kleidung sind sie grundverschieden.
Die Autorin zu ihrem Werk: "Sie sind ich und doch sind sie´s nicht. Die Eine war ich, die Andere bin ich jetzt. An manchen Tagen, da blutet mein Herz mit Vergangenem - dann nimmt die Neue es und stillt das Blut. Wir sind so gleich - und doch so anders - die eine älter und weiser, die andere naiv und unsicher. Die Vergangene bewahrt Liebe wie Blumen in ihrer Brust, manche welk, manche voll Leben. Die Neue trägt einen Käfer auf dem Arm, er ist einem Buche entsprungen. Und die eine sagt zur anderen: Komm, ich zeig dir wie du gewachsen bist, komm, ich zeigt dir die Freiheit, wir tragen dasselbe Herz."


Ein durchbohrter Hase in Acryl trägt den Titel Versuchskaninchen und ist von Desiree Frontczak (22). Kritisch setzt sie sich darin mit der Kosmetikindustrie auseinander.
Von Anika Weier (20) ist das mit Öl auf Leinwand gemalte Bild Vampir St. Sebastian. Sie fand die Geschichte des heiligen Sebastian interessant und beim Malprozess sah sie in ihm einen Vampir, weshalb sie ihn auch so darstellte.

Georg Seebeck ist 13 Jahre alt. Er hat drei Vogel-Zechnungen eingereicht, die als Ensemble ausgestellt sind: eine Waldohreule, ein Eichelhäher und ein Buntspecht.




Fröhlich und bunt, so könnte ein Tag in Miami aussehen, findet Mia Bielenberg (10).
Von Ignaz Hauber (9) ist das Bild Sternenacht frei nach van Gogh.

Die Doppel-Ausstellung Junge Kunst und Kinder von Dali bis Picasso ist noch bis 9. Mai im Rathaus Kolbermoor zu sehen und danach bis 4. Juni im Haus des Gastes in Eggstätt.