Bild: Katharina
- Artikel von Team aROund
- Bereich
- Kultur
- Veröffentlicht
- 22.12.2022
Mehr Mut für alle! No.6
Mut haben wir oft dann, wenn wir an etwas glauben. An uns selbst zum Beispiel. Oder daran, dass es am Ende gut werden kann, dass es sich lohnt, für etwas zu kämpfen. Einige glauben auch an Gott. Ihr starker Glaube hilft ihnen, schwierige Situationen im Leben zu meistern. Dazu erzählen heute Manuela und Martin ihre ganz persönliche Geschichte.
Unsere Mut-Playlist
Wir haben außerdem eine Playlist die Mut macht zusammengestellt.
Nebenbei Musik hören und unsere spannenden Mut-Geschichten lesen.
Viel Spaß dabei!
Meine Geschichte
Es begann Anfang des Jahres 2020. Es sollte für uns alle ein sehr schwieriges Jahr werden. Niemand erahnte, was da auf uns zu kam. Mein Leben war zu diesem Zeitpunkt so, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Ich war schon seit 2 Jahren in Deutschland. Für mich war es stets ein großer Traum gewesen, hierher kommen zu dürfen, denn ich bin aus Kolumbien und nicht viele aus meinem Land haben die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen, um hier zu studieren.
Im Januar 2020 war also auch bei mir noch alles gut. Ich hatte bloß eine kleine Grippe, nicht weiter tragisch. Damals war ich bei meinem Verlobten und seiner Familie und wir haben Neujahr zusammen gefeiert. Die Zeit verging und es kam der Februar. In diesem Monat hatte ich meine ersten Symptome. Es waren Nasenbluten und häufiges Übergeben. Normalerweise passieren Leuten aus dem Ausland solche Dinge häufiger, weil der Körper nicht auf das Essen hierzulande eingestellt ist. Es wurde für mich zunehmend merkwürdig und ich begann, mir Sorgen zu machen, besonders weil es mehrmals in der Woche passierte.
Am Anfang habe ich nicht viel über meine Symptome gesprochen, doch sie wurden mit der Zeit stärker. An einem Tag habe ich zu meinem Verlobten gesagt: Ich kann nicht mehr warten. Ich sollte zum Arzt gehen. Wir haben dann einen Termin mit einem Arzt für den nächsten Tag gemacht.
Der Tag begann und ich war früh wach, dann habe ich meinen Verlobten angerufen. Er hat mich abgeholt und wir sind gefahren. Die Atmosphäre war irgendwie stressig, aber wir hatten Hoffnung, weil wir gedacht haben, dass Gott da ist und er alles leiten wird. Wir waren beim Arzt und er hat viele Fragen gestellt. Er hat auch ein Ultraschall von meiner Schilddrüse gemacht. Es sah alles in Ordnung aus. Der Arzt wollte jedoch noch weiterführende Blutuntersuchungen machen, um sicher zu sein. Als ich bei der Krankenschwester war, konnte sie keine gute Vene finden. Das hat mich zunächst etwas besorgt, aber anschließend war ich beruhigt, weil sie endlich eine fand. Am Abend war der Vater von meinem Verlobten zu Besuch und wir waren zu dritt essen. Aber als ich wieder zurück war, habe ich mich wieder übergeben müssen. Alles was ich mir gesagt habe war: Manuela, mach dir keine Sorgen! Nächste Woche wirst du wissen, was los ist und du wirst wieder in Ordnung sein.
Am nächsten Tag erhielt ich einen Anruf von dem Arzt und er sagte mir, dass ich sofort vorbeikommen sollte, weil meine Blutwerte nicht gut waren. Als ich da mit meinem Verlobten (damals war er mein Freund) und meinem Schwiegervater in spe saß, haben wir gewartet, bis der Arzt mich aufrief: "Frau Cabrales!" Ich bin aufgesprungen und in sein Zimmer gerannt. Aber der Arzt hatte noch nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Er sagte: "Geh bitte zu dem Nephrologen (Nierenspezialist, Anm. d. Red.). Er wartet jetzt auf dich." Wir sind schnell zu ihm gegangen. Zum Glück war er im gleichen Gebäude ansässig. Als wir da waren, mussten wir ein bisschen warten. Während wir im Wartezimmer saßen, haben sie wieder Blut abgenommen. Es war schwierig, schwieriger als sonst, da die Venen nicht gut zu sehen waren. "Frau Cabrales!" "Ja! Das bin ich." Das antwortete ich. Wir (mein Verlobter und ich) saßen da beim Arzt. Besorgt. Mit vielen Fragen… "Frau Cabrales, was ich hier sehe ist eine beunruhigende Situation. Bitte begleiten sie mich zum Ultraschall." "Ja, natürlich."
Als ich da lag, habe ich sehr viele Fragen gestellt. Er sah meine Nieren und hatte keine guten Nachrichten für mich. "Frau Cabrales, bitte gehen Sie ins Krankenhaus bei Magdeburg. Sie müssen stationär aufgenommen werden und eine Biopsie machen." "Können wir alles auch in Köln tun?" Mein Verlobter hatte gefragt, weil er dort wohnt und wir dort die Unterstützung seiner Familie vor Ort hätten. "Muss ich fragen. Warten Sie bitte ein bisschen." Nach ein paar Minuten kam er zurück und bejahte unsere Bitte. Ich konnte alles in Köln erledigen. Wir sind sofort losgefahren. In meinen Augen sah man mir an, dass ich total besorgt gewesen bin wegen allem, aber mein Verlobter hat mir immer gesagt: "Manu, alles wird gut sein. Keine Sorge."
Aber in meinem Kopf waren nur Gedanken wie: Was werde ich haben? Warum sind meine Nieren kaputt? Was habe ich falsch gemacht? Warum passiert mir jetzt sowas! Ich konnte es nicht verstehen, hatte aber die Gewissheit, dass Gott immer gut ist und er einen Plan hat.
Um 23 Uhr kamen wir in Köln an. Im Februar ist das Wetter immer noch sehr kalt und es war auch Karneval. Es gab deshalb ein paar Leute mehr als üblich in der Notaufnahme. Wir mussten circa zwei Stunden warten bis ich ein Zimmer hatte. Mein Verlobter und sein Vater waren die ganze Zeit bei mir. Bestimmt waren sie auch sehr müde, aber sie haben meine Zeit glücklich gemacht und mir Mut zugesprochen. Am nächsten Tag war Samstag und ich war in der Uniklinik in Köln. Ich liebe Samstag, weil ich dann in die Kirche gehe, um zu singen, zu beten und sehr nah bei Gott zu sein. Aber ich lag diesmal auf einem Bett im Krankenhaus. Die Woche zuvor war ich so glücklich in der Kirche. So schnell hatte sich alles verändert. Trotzdem versuchte ich, auch diesmal in der Bibel zu lesen, zu beten und auch ein wenig zu singen. Ich denke, das Wichtigste in solchen Situationen ist es mit Gott zu reden, um von ihm Kraft und Mut zu bekommen.
Während der Karnevalszeit haben sie keine weiteren Untersuchungen machen können. Ich war stationär im Krankenhaus und die Ärzte haben mich auf das vorbereitet, was noch kommen sollte. Am Sonntag redeten sie mit mir über Dialyse, etwas, das ich überhaupt nicht kannte. Als ich meinen Eltern davon erzählte, haben sie entschieden, dass meine Mutter sofort nach Deutschland fliegen sollte. Sie flog am Dienstag. Am gleichen Tag hatte ich meine Biopsie. Etwas was sehr Grauenhaftes, wie ich fand. Ich hasse Nadeln. Jetzt musste ich stark sein, um es zu ertragen. Ich denke, dass Gott bei mir war, weil ich es allein überhaupt nicht ertragen konnte. Es tat weh, aber ich hatte Hoffnung. Schließlich war es dafür da, dass wir wissen konnten, was genau mit mir los ist. Am nächsten Tag haben sie mir die Ergebnisse gesagt. Schlechte Nachrichten.
"Manuela, wir haben die Ergebnisse und es ist etwas seltsam. Du hast eine Krankheit, die heißt: ANKA Vaskulitis MPO positiv. Es ist eine Autoimmunerkrankung. Das hat deine Nieren kaputt gemacht. Das heißt, dass wir dich dringend dialysieren müssen. Du wirst einen Katheter in die Brust bekommen. Diese Operation wird von unserem Chefarzt durchgeführt." "Okay, wann wird es gemacht?" "Heute oder morgen."
Ich war „bereit“ für die Operation, weil sie gesagt haben, dass es nicht lange dauern würde. Maximal 30 Minuten mit Lokalanästhesie. Ich habe es geglaubt und ich war ruhiger. Als ich da war und sie angefangen haben war alles zunächst normal und lief nach Plan. Doch auf einmal übten sie viel Kraft aus, um den Katheter einzuführen. Es begann sehr zu schmerzen und ich fing an, vor Schmerz zu schreien. Ich fühlte mein Blut auf meinem Körper und wurde unruhig. Eine Schwester nahm meine Hand.
Die Ärzte von der Etage waren alle da und waren besorgt. Mein Verlobter und meine Mutter hörten meine Schreie den Gang entlang und waren geschockt. Niemand wusste, was mit mir passiert ist. Ich begann viel Blut zu verlieren, ich weinte vor Schmerz und Verzweiflung. Die Krankenschwester sah mich an und sagte mir, ich solle mit ihr atmen. Ich versuchte, ihrer Anweisung zu folgen. Der Chefarzt sah mich an und sagte mir, was als nächstes getan wird. Und er sagte Folgendes: "Wir müssen es tun, wenn wir es nicht tun, wirst du nicht überleben."
Ich habe angefangen, zu beten und Psalmen aufzusagen. Ich musste mich beruhigen. Ich hatte Angst, ich habe gedacht, dass dieser Tag mein letzter Tag gewesen wäre. Sie schnitten und begannen, den Katheter wieder einzusetzen. Am Ende des Tages hatte ich meine erste Dialyse. Mein Verlobter und meine Mutter konnten bei mir sein, aber ich konnte sie nicht sehen. Ich war zu schwach. Ich hatte viel Blut verloren und die Hämodialyse schwächte mich zusätzlich. Man ist zu schwach danach. Ich habe das Summen eines Liedes von meiner Mutter gehört.
Hier sind die Lyrics:
Ven, sáname Señor. - Komm Herr und heile mich.
Que un milagro hoy - Ich möchte heute
quiero yo de ti. - ein Wunder von dir
En el nombre de Jesús recibo sanidad. - Im Namen Jesu bekomme ich Heilung.
He tocado el borde de su manto. - Ich berührte den Saum seines Mantels.
Sano estoy por su Espíritu Santo. - Ich bin geheilt wegen dem Heiligen Geist.
Es ist das, was ich lernen durfte: Gott ist bei mir. Er hat alles in seiner Hand und leitet mein Leben. Er hat mir geholfen und ich bin mir sicher, dass er dir auch helfen wird, wenn du ihn darum bittest.
- Manuela
Nichts ist unmöglich!
Am 28. Juli, es war ein schwüler Sommertag, dazu ein Montag, fiel es mir schwer, zu beurteilen, ob das ausführlich dokumentierte Forschungsvorhaben geeignet war, öffentliche Fördergelder zu erhalten. Aber genau das war mein Job. Erst im April hatte ich diese Stelle bei der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen in Köln angetreten. Wir waren ein junges, kollegiales Team und irgendjemand hatte für alle Eis besorgt. Wie sonst gelänge es, sich bei den Temperaturen auf seine Arbeit zu konzentrieren? Die Fördermittel wurden für unterschiedlichste Projekte beantragt. Jeder von uns versuchte, sich in einem Fachbereich zu spezialisieren. Die Faszination mancher Vorhaben ließ mich gelegentlich abschweifen. Welche Köpfe, Ideen und Ziele steckten dahinter? Heute erforderte eine umfangreiche Projektbeschreibung meine volle Aufmerksamkeit. Die Antragsteller erwarteten eine hohe sechsstellige Fördersumme. Ich hatte mich so weit eingelesen, dass ich wenigstens eine erste Ahnung davon hatte, was geplant war, da unterbrach das Telefon auf dem Schreibtisch meine Gedankenreise. Eine Frauenstimme mit bayrischem Tonfall stellte sich vor und kündigte an, mich ihrem Chef durchzustellen.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Herr Schwarz, Inhaber eines Unternehmens für Tonstudiotechnik in München. Mir fiel ein, dass ich vor einiger Zeit den Antrag seiner Firma Quantec bearbeitet hatte. Sofort befürchtete ich, dass etwas schiefgelaufen und mir womöglich ein wichtiges Detail entgangen sei. Stattdessen hielt sich mein Gesprächspartner nicht lange bei der Vorrede auf und bot mir nach ein paar Sätzen an: „Wir benötigen einen Geschäftsführer. Trauen Sie sich diese Aufgabe zu?“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein überschaubares bescheidenes Studentendasein gelebt und meine jetzige Tätigkeit war als Intermezzo bis zu einem weiterführenden Studium gedacht. Weder hatte ich Wissen aus der Tonstudiotechnik noch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung.
Mein Hirn schien auszusetzen und ich versuchte, Zeit zu gewinnen, um dieses Angebot einzuordnen. „Wo ist die Firma Quantec angesiedelt?“ - „In München, mitten in Schwabing.“ Das wäre fast ein Quantensprung vom kleinen Overath in die bayrische Metropole. „Und zu welchem Termin suchen sie einen Geschäftsführer?“ - „Zum 1. August.“ Zwei Gedanken schossen mir durch den Kopf: In einem Jugendarbeitskreis, damals wohnten wir in Essen, gab mir die Frau des Pastors ein Buch in die Hand: „Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“ Und das zweite war der Slogan meiner Eltern: „Pack das an, vor dem du Angst hast. Es gibt nichts, was man nicht kann.“
Damit stand die Entscheidung fest. „Herr Schwarz, auf Ihre Verantwortung sage ich zu. Heute ist Montag, am Freitag ist der 1. August, was ist zu tun?“ - „Eine Wohnung ist vorhanden, um den Umzug kümmern wir uns. Den Rest besprechen wir in München.“ Dieses Telefonat ließ sich nicht geheim halten. Den Chef musste ich von meiner außerordentlichen Kündigung überzeugen, im Kollegenkreis wechselten sich Begeisterung und Staunen ab, aber alle beglückwünschten mich und machten mir Mut. Kritiker würden sagen: „Wie kann man nur so naiv und unüberlegt handeln.“ Mag sein, dass sie recht haben, aber die Sache war entschieden.
Nein, ich bin kein Held und mir war nicht bekannt, was geschehen würde. Auf der Heimfahrt kamen mir Zweifel. Wie würde das Abenteuer ausgehen? Die kurze Zeit von Montag bis Freitag war voller Aufs und Abs. Mutlosigkeit, Angst und Verzweiflung bedrückten mich. Eine fremde Stadt, unbekannte Menschen, hohe Erwartungen. Wie kann das gelingen? Gilt noch: „Ein Mann, ein Wort“? Ja, ich hatte mein Wort gegeben und würde es halten.
In meiner Kindheit haben mich liebe Leute die Geschichten der Bibel gelehrt. Dafür bin ich bis heute dankbar. Auch wenn sie als biblische Kindergeschichten „verpackt“ waren, ging es doch immer um Personen, die mit sich und ihren Zweifeln zu ringen hatten: Mose, Abraham, Jakob, Daniel, Elia, Jona, um nur einige zu nennen, waren Männer, von denen mutige und weitreichende Entscheidungen erwartet wurden. Sie kannten ihren „Mutmacher“, so wie David, der sich weder vor Löwen, Bären oder Kriegsherren fürchtete: „Ich fürchte kein Unglück. Denn du bist an meiner Seite! Dein Stock und dein Stab schützen und trösten mich.“ (aus Psalm 23)
Lauf los! Gott ist mit dir.
- Martin Haase
Was hat dich stark und mutig gemacht?
"Ich bin durch das Bergsteigen mutig geworden! Von oben habe ich ein Krankenhaus, eine Polizeistation, eine Feuerwehrstation und viele Traktoren gesehen. Und darum muss ich keine Angst haben, weil mir so viele Leute helfen können."
- Rebecca, 6 Jahre
"Ich habe viel gespielt und viel gegessen! Darum bin ich stark. Stark fühle ich mich auch, wenn ich mit meinen Freundinnen spielen darf!"
- Liana, 6 Jahre
Was hat dir im Leben Mut gemacht?
"Der Zusammenhalt meiner Familie gibt mir viel Mut. Ich lebe schon viele Jahre mit meinem blinden Mann zusammen. Er kann vieles nicht so erleben wie ich. Aber die Familie hält sehr zusammen. Wir haben oft Kontakt zueinander. Sie lassen uns an ihrem Leben Anteil nehmen. Das gibt mir immer wieder neuen Mut."
- Maria, 87 Jahre, war in ihrem Arbeitsleben Säuglingsschwester
Mitmachen und Mut machen
Das Thema Mut hatten wir uns beim Zamma Festival 2022 für eine gemeinsame Aktion mit dem BRK Jugendtreff Bad Aibling, den Pfadfindern der Advent-Gemeinde und dem Altenheim Haus Wittelsbach ausgesucht. Wir sind der Meinung, dass einem viel öfter Angst und Sorgen gemacht werden, als dass jemand einem Mut zuspricht und wollen einen anderen Weg zeigen. Lass dir Mut machen und mache auch Anderen Mut, zum Beispiel mit deiner persönlichen Mut-Story hier im Jugendmagazin aROund!