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Bild: Katharina

Artikel von Team aROund, Franzi
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
08.12.2022

Mehr Mut für alle! No.2

Im Sommer 2022 war uns so, als ob es zu viele negative Nachrichten um uns rum gibt. Und was sollen wir sagen? Es ist nicht gerade besser geworden in der Welt. Deshalb wollen wir gegensteuern und darüber sprechen, was einen positiv denken lässt und Mut macht. Uns macht es zum Beispiel schon Mut, was für tolle Geschichten Menschen aus dem Landkreis Rosenheim mit uns geteilt haben und wie stark jeder und jede einzelne von ihnen ist, vom Kindergartenkind bis zur Seniorin. Hier kommt Teil 3 unserer erstaunlichen Mut-Kollektion. Wenn du magst, schreib auch deine Gedanken zum Thema Mut auf und schick sie uns! Dann werden es noch mehr positive Gedanken, die aROund in die Welt hinaus sendet!

Mut in der Umkleidekabine

Ich wurde über viele Jahre hinweg in der Schule gemobbt. Das äußerte sich in Beschimpfungen bezüglich meines Aussehens und meiner sozialen Herkunft und durch Ausgrenzung. Es ging sogar so weit, dass mir meine Jacke und meine Sporttasche geklaut wurden, weil meine PeinigerInnen es lustig fanden, zu sehen, wie ich im Sportunterricht Ärger bekam und an der Bushaltestelle fror. Ich habe diese Sachen nie wiederbekommen. Besonders schlimm wurde es, als ich mit 11 Jahren als eines der ersten Mädchen meiner Jahrgangsstufe meine Periode bekam. Die anderen Mädchen haben mich in der Sportumkleide als „ekelhaft“ bezeichnet und mindestens einen Meter Abstand gehalten, wenn sie erkennen konnten, dass ich eine Binde trage. Das Ganze gipfelte darin, dass mich eine Klassenkameradin während dem Umziehen fotografiert hat. Laut meiner damaligen Klassenleitung wurde das Foto gelöscht und ich habe auch einen Entschuldigungsbrief erhalten, aber der Gedanke an dieses Foto löst bei mir immer noch mulmige Gedanken aus.

 

Doch auch nach diesem Vorfall hörten die Hänseleien in der Umkleidekabine nicht auf. Ich war immer öfter montags „krank“, weil wir da Sport hatten. Das fiel natürlich recht schnell auf und von da an brauchte ich für alle Fehlzeiten ein Attest. Eines warmen Sonntagabends, an dem ich wie jeden Monat meine Tage hatte, beschloss ich also, dass es das beste sei, meine Sporthose unter der Jeans zu tragen. Kurze Hosen oder gar Röcke habe ich zu dieser Zeit aufgrund der Hänseleien wegen meines Aussehens überhaupt nicht getragen. Als meine Mutter das bemerkte, hat sie lange mit mir gesprochen, vor allem darüber, dass Regelblutungen etwas ganz Normales sind und meine Klassenkameradinnen das schlichtweg noch nicht kannten. Es ist eine Andersartigkeit, die sie vielleicht sogar selbst in Angst versetzt, weil sie wissen, dass sie selbst auch irgendwann ihre Periode bekommen werden. Damit können sie nicht umgehen und fangen deshalb an, mich zu hänseln. Dazu kommt, dass ich davor schon solche Angst hatte, dass ich mich regelmäßig morgens vor der Schule übergeben musste und deshalb auch mit einer dementsprechenden Opferhaltung in der Schule aufgetaucht bin.

 

Mehr im Scherz meinte meine Mutter, ich solle doch eine Packung Binden mitnehmen und beim ersten blöden Spruch in der Umkleide verteilen, damit meine Klassenkameradinnen mich nicht so komisch anschauen müssen, sondern sich das Ganze schon mal in Vorbereitung auf ihre eigene Periode aus der Nähe ansehen können. Dieser Vorschlag beschäftigte mich die ganze Nacht und am nächsten Morgen steckte ich tatsächlich eine Packung Binden in meinen Rucksack. Auch die Sporthose hatte ich nicht im Voraus angezogen. Als dann der Gong ankündigte, dass es Zeit war, zur Umkleidekabine zu gehen, strömte eine ungekannte Kraft durch meinen Körper. Ich stellte mir die dummen Gesichter meiner Klassenkameradinnen vor, wenn ich ihnen eine Binde in die Hand drücke und freute mich regelrecht darauf. Fast sehnsüchtig wartete ich auf einen geringschätzigen Blick, eine abfällige Bemerkung oder etwas ähnliches, was mir Anlass gab, meine Binden zu verteilen. Es passierte nichts. Das war das erste Mal, dass ich mich umziehen konnte, ohne den Hänseleien meiner Mitschülerinnen ausgesetzt zu sein. Von dem Moment an hörte ich nie wieder ein abfälliges Wort über meine Periode und es hielt auch niemand mehr Abstand zu mir. Sogar die Hänseleien außerhalb der Umkleidekabine wurden ein wenig leichter.

An diesem Montagnachmittag habe ich ganz stolz meiner Mutter davon erzählt. Sie hat sich wahnsinnig für mich gefreut und meinte zu mir: „Das war heute wirklich mutig von dir!“

 

 - Franzi, 21 Jahre

Was ist für dich Mut?

"Ich unterscheide Mut in zwei Arten.

Sozialer Mut: Ich gestehe meine Liebe ein, ich gebe meine Fehler zu, ich bin ich…

Körperlicher Mut: Ich gehe aus meiner Komfortzone heraus.

Aber was für mich klar ist: Es ist am mutigsten, dass man einfach man selbst ist und sich von niemandem sagen lässt, wer man sein soll."

 - D.S., 14 Jahre

 

"Etwas zu tun, was einem sonst unangenehm wäre."

 - Yannik

 

"Stärke zeigen"

- Sandra

Was hat dir im Leben Mut gemacht?

"Ich habe mich schon sehr früh für die Natur interessiert und mich mit allen möglichen Dingen in der Natur beschäftigt. Es war mir immer ein Anliegen, Zeit in der Natur zu verbringen, in die Berge zu gehen, zu wandern und Pflanzen und Heilkräuter zu studieren. Das hat mir Mut gemacht und mir Kraft gegeben."

 

 - Gisela, 68 Jahre, war lange als Bankkauffrau in München tätig und hatte lange Anfahrtswege zur Arbeit. Trotz früher Krankheit geht sie heute noch fast täglich in die Natur.

Was hat dich stark gemacht?

"Mein Papa sagt immer, dass ich tapfer und mutig bin. Dadurch fühle ich mich stark! Dass ich mutig und tapfer bin, hat auch der Arzt im Krankenhaus gesagt. Toll war, dass meine Mama dabei war."

 - Noel, 3 Jahre

 

"Beim Turnen habe ich gelernt, dass ich stark bin! Und weil ich bald 5 bin, muss ich mutig sein, sagt immer meine Mama."

 - Selin 4 Jahre

 

"Das Laufen hat mich stark gemacht, weil ich so schnell sein kann!"
 - Jonathan, 4 Jahre

Mitmachen und Mut machen

 

Das Thema Mut hatten wir uns beim Zamma Festival 2022 für eine gemeinsame Aktion mit dem BRK Jugendtreff Bad Aibling, den Pfadfindern der Advent-Gemeinde und dem Altenheim Haus Wittelsbach ausgesucht. Wir sind der Meinung, dass einem viel öfter Angst und Sorgen gemacht werden, als dass jemand einem Mut zuspricht und wollen einen anderen Weg zeigen. Lass dir Mut machen und mache auch Anderen Mut, zum Beispiel mit deiner persönlichen Mut-Story hier im Jugendmagazin aROund!

 

Schick sie uns per E-Mail an mitmachen@around-rosenheim.de!

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