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Foto: Auf einer abwehrend ausgestrecken Hand steht in roten Großbuchstaben das Wort STOP
Artikel von Gastredakteur|innen MT
Bereich
Wissen
Veröffentlicht
19.03.2024

Von Freunden gemobbt

Im Durchschnitt gibt es heute keine Schulklasse mehr, in der nicht mindestens ein Opfer von Mobbing sitzt. Viele haben es schon am eigenen Leib erfahren. Auch Jonathan (15), der auf eine Schule im Landkreis Rosenheim geht, kennt Mobbing und er will etwas dagegen tun. Mit diesem Gastbeitrag im Jugendmagazin aROund macht er auf das Problem aufmerksam und gibt euch Tipps, wie ihr euch wehren könnt:

Jede*r fünfte Schüler*in in Deutschland wird gemobbt - so steht es in der aktuellen PISA-Studie der OECD. Meist sind die Täter*innen Mitschüler, manchmal sogar vermeindliche Freunde. Das macht es schwierig, Mobbing zu erkennen, weil es auch Missverständnise geben kann. Ich selbst kann aus Erfahrung meines Schulalltags sagen, dass es passieren kann, dass ein Schüler sagt, er wurde von seinen Freunden gemobbt, doch dann heißt es: "Das sind doch deine Freunde, die ärgern dich doch nur." Oder: "Die wollen dich doch nur aufziehen. Nimm es nicht so ernst!"

 

Konkret sehe ich an meiner Schule, dass die Mobber Kinder und Jugendliche, die sie nicht mögen, weil sie anders sind, anders aussehen oder anders sprechen, täglich beleidigen sowie schlagen oder treten. Die Mobber lassen nicht locker und machen es von Tag zu Tag schlimmer für die Betroffenen. Und wenn sie mal Ärger bekommen, dann ist meist nur für zwei Wochen oder weniger Ruhe und dann geht es wieder weiter.

Wo werden Jugendliche gemobbt?

Dazu hat UNICEF Deutschland eine Umfrage gemacht. 14% der Teilnehmer*innen wurden schonmal im Internet beleidigt, 16% in der Freizeit und 30 % werden in der Schule oder auf dem Weg zur Schule gemobbt. Die meisten Kinder und Jugendlichen werden also in Zusammenhang mit der Schule gemobbt. 

 

Der Verein Zeichen gegen Mobbing e.V. schreibt auf seiner Webseite, dass von den meisten gemobbten Schülern weder die Eltern noch die Lehrer bescheid wissen. Sie wollen sich den Erwachsenen nicht anvertrauen. Oft gibt es an den Schulen keine Angebote gegen Mobbing und wenn es welche gibt, bewerten 31% der Betroffenen diese als nicht hilfreich.

 

Auch ich persönlich habe schlechte Erfahrungen mit solchen Angeboten gemacht. Eines dieser Angebote war, dass die Vertrauenslehrerin und der Klassenlehrer in Anwesenheit des Betroffenen mit den Mobbern redeten und sagten, dass es so nicht weiter gehen kann. Es gab Verweise für die Mobber, aber nach ca. zwei Wochen war das Mobbing schlimmer als davor.

 

Und was ich auch schon oft gesehen habe: Betroffene sind zu den Lehrern gegangen und haben gesagt, dass sie gemobbt werden. Doch die Lehrer wollten davon nichts wissen und halten sich da raus.

Foto von einem Plakat, dass Jugendliche zum Thema Mobbing gestaltet haben - mit kleinen Zeichnungen zu Mobbing-Situationen und ihren Folgen

Warum schweigen die Betroffenen?

Dafür gibt es viele Gründe. Die meisten haben mit Angst zu tun. Ein paar der Gründe sind:

 

 > Angst vor Rache-Aktionen der Mobber und vor Eskalation

 > Angst, als Petze abgestempelt zu werden

 > Angst davor, als Opfer oder schwach dazustehen

 > Angst, dass einem nicht geglaubt wird, dass alles heruntergespielt wird oder dass man sogar plötzlich selbst als schuldig gilt

 

Auch ein Grund ist Misstrauen gegenüber Lehrkräften und Schulpersonal aufgrund von schlechten Erfahrungen, z.B. weil ohne das Wissen oder die Zustimmung des Opfers gegen die Mobber vorgegangen wurde oder auch wegen unzureichender oder falscher Reaktionen der Schule auf vorherige Mobbingfälle.   

Die Folgen von Mobbing

Mobbing ist verletzend. Folgen sind Angst, Scham und Wut. Laut einer Studie von 2022 mit dem Titel Cyberlife IV hat fast jede*r Vierte der Gemobbten Suizidgedanken, jede*r Sechste greift aus Verzweiflung zu Alkohol oder Tabletten. Mobbing kann auch ein Auslöser für selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen sein. Ich selbst sehe Mobbing sowie Selbstverletzungen jeden Tag in der Schule, in meiner Freizeit und leider auch unter Freunden.

Wo gibt es Hilfe?

Mobbing endet selten von allein. Die Täter mobben ihre Opfer so lange weiter, bis andere Personen eingreifen und helfen. Je nachdem, ob du selbst Mobbing erleben musst oder es bei anderen beobachtet hast - du solltest unbedingt Hilfe holen! Es kann auch helfen, eine Art Mobbing-Tagebuch zu schreiben. Notiere die Tage und Situationen und was genau passiert ist oder gesagt wurde.

 

Schule

An den Schulen gibt es Vertrauenslehrer*innen und Schulpsycholog*innen, die du um Hilfe bitten kannst. An den Mittelschulen findest du zusätzlich die Schul-Sozialarbeiter*innen und an den Realschulen und Gymnasien die Jugendarbeit an Schulen. Sie nehmen dich ernst und helfen dir weiter.

 

Vor Ort

In Brannenburg, Bruckmühl, Prien, Rosenheim und Wasserburg gibt es Beratungsstellen der Cariats. Die Beratung dort ist kostenlos und richtet sich auch extra an Kinder und Jugendliche. Hier findest du die Kontakte.

 

Cybermobbing

Mobbing mit Fotos oder falschen Behauptungen passiert auch oft im Internet und bei Social Media. Dann spricht man von Cybermobbing. Lukas Pohland ist ein 19-jähriger Deutscher, der den Verein Cybermobbing Hilfe gegründet hat, nachdem er selbst von Mitschülern gemobbt wurde. Unter www.cybermobbing-hilfe.de findet du kostenlose Online Beratung.

 

Telefon

Bei Problemen jeder Art kannst du die Nummer gegen Kummer anrufen: 116 111. Von Montag bis Samstag zwischen 14 und 20 Uhr ist immer jemand erreichbar. Das ganze ist kostenlos!

 

Online

Wenn du lieber schreibst oder chattest, kannst du auch anonym die BKE Jugendberatung ausprobieren. Die findest du unter www.bke-beratung.de.

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