Zwei Kreuze für die Demokratie! | Foto: Flo S.
Wählen ab 16 Jahren? Ich sage ja!
Dieses Jahr ist in Bayern mal wieder Landtagswahl und wählen dürfen alle ab 18 Jahren. Viele Jugendliche und politische Organisationen finden es ungerecht, dass minderjährige Jugendliche nicht wählen und mitbestimmen dürfen. Die aktuellen Bewegung "Vote 16" will das Wahlalter absenken. Bei den Landtagswahlen einiger anderer deutscher Bundesländer und bei der EU-Wahl ist das Wählen schon ab 16 Jahren möglich, also warum nicht auch bei der bayrischen Landtagswahl und der Bundestagswahl? Meiner Meinung nach, gibt es einige Gründe dafür, dass Jugendliche ab 16 Jahren schon berechtigt sein sollten mitzuwählen!
Besteuerung ohne Wahlrecht
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Einer der wichtigsten ist, dass viele Jugendliche bereits Steuern zahlen, ohne darüber mitentscheiden zu dürfen, wofür diese genutzt werden. Mit 16 Jahren beginnen viele ihre Ausbildung und verdienen dabei auch schon etwas Geld. Davon müssen sie, wie jeder Arbeitnehmer, einen Teil an den Staat zahlen. Laut SteuerGo sind das in Deutschland etwa 163 Millionen Euro pro Jahr. Doch mitbestimmen, wie dieses Geld genutzt wird, können die Minderjährigen noch nicht, denn nur durch die Wahl von Abgeordneten können Bürger für ihre Interessen eintreten.
Jugendliche sind reif genug
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Schon mal gehört? "Die Jugendlichen sind doch viel zu unreif." Das ist meiner Meinung nach Unsinn! Wir Jugendliche werden heutzutage schneller reif als noch vor 50 Jahren, so Bild der Wissenschaft. Darüber hinaus hat die Jugend heutzutage durch das Internet die Möglichkeit, sich über alle Themen zu informieren. Früher war das noch anders. Jugendliche interessieren sich auch immer mehr für die Politik: 2002 interessierten sich nur 30 Prozent der Jugendlichen für Politik, 2015 waren es bereits 43 Prozent, so Statista. Bei der Landtagswahl 2018 wählten in ganz Bayern 61.768 Kinder und Jugendliche bei der U18-Wahl, die es auch dieses Jahr wieder gibt.
Generation der Zukunft
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Es gibt aktuell sehr viele Themen in der Politik, aber auch in der Gesellschaft, welche die Zukunft bestimmen werden. Das sind unter anderem Klimawandel, Verkehrswende, Rentenreform und viele mehr. Der Durchschnittsdeutsche ist aktuell etwa 46 Jahre alt, einige Menschen, die jetzt wählen, werden von der Zukunft kaum noch betroffen sein. Die Jugendlichen aber haben noch ihr ganzes Leben vor sich und müssen ausbaden, was die Politik heute entscheidet. Bei vielen wichtigen Themen müssen jetzt Entscheidungen getroffen werden, und das am besten von denen, die sie am meisten betreffen - jungen Leuten!
Ich bin selbst politisch aktiv (bei den JUSOS und in der SPD). Da ich erst 16 Jahre alt bin, habe ich schon oft über eine Wahlalter-Absenkung diskutiert. Da höre ich persönlich fast immer dieselben Gegenargumente, ob online oder face to face. Diese will ich hier mal widerlegen, da sie meiner Meinung nach unsinnig sind:
Keine Lebenserfahrung
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Es stimmt zwar, dass Jugendliche noch nicht viel Lebenserfahrung haben. Doch ist diese wirklich so wichtig? Viele Ältere haben keinen Bezug mehr zur jetzigen Situation, vor allem beim Wohnungs- und Arbeitsmarkt. So wählen sie dann auch. Dass ihre Ansichten nicht mehr zeitgemäß sind, ist ihnen egal. Darüber hinaus haben Jugendliche wegen ihrer fehlenden Lebenserfahrung noch einen offenen Blick und sind neuen Denkweisen gegenüber interessiert anstatt sie konsequent abzulehnen.
Fehlendes Politisches Wissen
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Viele Jugendliche wissen zu wenig über Politik - das ist ein Fakt, welchen ich auch in meiner Klasse definitiv erkenne. Das kann dazu führen, dass sie auf Populismus hereinfallen und ohne viel nachzudenken wählen, obwohl der Kandidat vielleicht gar nicht ihre Interessen vertritt. Doch das ist definitiv nicht nur bei Jugendlichen so, es ist ein gesellschaftliches Problem! Anstatt darüber zu streiten, wie viel politisches Wissen Jugendliche haben, sollte man doch versuchen, die politische Bildung auszubauen. Das könnte man im Schulunterricht machen, indem man in einem Fach neutral die verschiedenen politischen Parteien diskutiert, der Jugend die wirklichen Werte der Parteien näherbringt und somit den Einfluss von Populismus und Hetze eingrenzt. So etwas gibt es aber an vielen Schulen noch nicht, so die Süddeutsche Zeitung.
Vote 16
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Vor kurzem wurde die Aktion Vote16 gestartet. Sie hat das konkrete Ziel, in Bayern das Wahlalter ab der Kommunalwahl 2026 auf 16 Jahre abzusenken, wie es schon in einigen anderen Bundesländer der Fall ist. Viele politische Parteien, Verbände, Vereine und Träger der Jugendarbeit unterstützen Vote16, unter anderem die JUSOS, die Grünen, die FDP, die AWO und viele mehr. Im kompletten Freistaat kann man dafür seine Stimme abgeben, jedoch nur von Wahlberechtigten, d. h. mindestens 18-Jährigen mit Hauptwohnsitz in Bayern.
Unterschreiben kann man am leichtesten an Sammelstellen - in Rosenheim sind das: der Stadtjugendring, der Kreisjugendring und die Geschäftsstelle von "Die Linke Rosenheim". Auch beim Parkfest am 24. Juni in Rosenheim kann bei einem Stand unterschrieben werden.
Wenn 25.000 Unterschriften erreicht sind, dann kann beim Bayrischen Innenministerium ein Zulassungsantrag eingereicht werden. Dann wird ein Volksbegehren eingeleitet, welches innerhalb von 14 Tagen von mindestens 10 Prozent der Wahlberechtigten unterschrieben werden muss, um Erfolg zu haben.
Bis zum 14. Juli können noch Stimmen abgegeben werden! Weitere Sammelstellen findet man auf dieser Karte: Vote16 Sammelstellen.
Mein Fazit
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Ich denke, dass eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre eine gute Idee ist! Als damals das Wahlalter in Bayern von 21 Jahren auf 18 Jahren gesenkt wurde, gab es auch viel Kritik von vor allem konservativen Leuten und Politikern. Heutzutage kann man sich das Recht zu Wählen ab 18 Jahren gar nicht mehr wegdenken. Warum also nicht noch einen Schritt weiter gehen? Wenn man sich die Ergebnisse der U18-Wahl 2021 ansieht, erkennt man vielleicht, warum die bayrische Regierung aus CSU und FW aber dagegen ist: ihre Parteien kommen bei jungen Leuten nicht besonders gut an. Jedoch sollte es auch im Interesse dieser Parteien sein, die Demokratie zu stärken und zu erhalten. Ich finde, sie sollten Vote16 offen gegenüberstehen.
Da man bei Vote16 nur unterschreiben kann, wenn man 18 Jahre alt ist, müssen sich Minderjährige anders politisch engagieren, wenn sie die Politik mitbestimmen wollen. Das ist möglich, indem man politischen Parteien oder deren Jugendorganisationen beitritt. Es gibt auch mehr als die traditionellen Parteien. In den letzten Jahren haben sich viele Kleinparteien gegründet - da ist für jeden was dabei! Also schau selbst, informiere und engagiere dich! Und bitte vielleicht Volljährige, die du kennst, für Vote16 zu unterschreiben!
Meiner Meinung nach ist die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahren überfällig - nicht nur bei der Landtagswahl, sondern auch bei der Bundestagswahl. Auch meiner Meinung? Dann unterschreibe für Vote16 und erzähle deinen Freunden davon!