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Foto: Ein schmaler gut besuchter Meeres-Strand mit farbenfrohen Häusern ganz nah am Wasser

Sestri Levante | Foto: Hannah

Artikel von Hannah
Bereich
Freizeit
Veröffentlicht
20.09.2025

Schule am Strand

Wer geht denn bitte in den Ferien freiwillig zur Schule?

Ich! Und zwar in Italien.

Ob das eine coole Chance war oder eine total bescheuerte Idee, erzähle ich euch hier.

Ich war für eine Woche in einer wunderschönen kleinen Stadt in Italien am Meer und bin dort in eine Sprachschule zum Italienisch lernen gegangen. Und ich fands supercool und kanns nur weiterempfehlen!

 

Vorneweg muss ich noch sagen, dass ich super gerne Sprachen lerne. Ich schaue Filme und Serien quasi nur auf Englisch und habe einen 680 Tage Streak auf Duolingo. Sprachen lernen ist also ein Hobby von mir und das trägt wahrscheinlich dazu bei, dass es mir so gut gefallen hat. Aber von vorne...

 

Über eine Werbung bin ich auf Sprachreisen für Erwachsene gestoßen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, diesen Sommer in den Urlaub zu fahren, aber meine Freundinnen waren alle beschäftigt und ganz alleine wollte ich nicht ins Ausland. Also habe ich mich für eine Sprachreise entschieden. So konnte ich reisen, war aber nicht ganz allein.

Wohin soll es gehen?

Es gibt viele verschiedene Sprachreise-Organisationen. Ich hatte speziell für Italien geschaut, da ich schon ein bisschen Italienisch konnte und das weiter üben wollte. In Italien gibt es Sprachprogramme in vielen verschiedenen Städten z.B. in Florenz, Rom oder auf Sizilien. Ich habe mich aber für eine kleine Stadt in Ligurien am Meer entschieden: Sestri Levante. Der Grund war einfach, dass ich ans Meer wollte.

 

Wenn man die Sprachreise bucht, hat man die Auswahlmöglichkeit, in einer Gastfamilie oder in einem Apartment mit anderen Sprachschüler*innen zu wohnen. Jede*r hat dort sein eigenes Zimmer, aber man teilt sich Bad und Küche. Während der Zeit verpflegt man sich selbst, außer es wird einem von der Gastfamilie angeboten mitzuessen.

Ich war in einem Apartment mit einer anderen Person, die zufällig auch deutsch war, aber über meine Organisation machen Menschen aus der ganzen Welt die Sprachferien. Ich habe Leute aus Costa Rica, den USA, Australien und allen möglichen europäischen Ländern getroffen.

 

Die An- und Abreise muss man selbst organisieren. Von Rosenheim nach Sestri mit dem Zug zu kommen ist möglich, aber sehr umständlich. Da ich durch meine chronische Krankheit mit meiner Kraft haushalten muss, habe ich mich dafür entschieden, nach Genua zu fliegen. Von da sind es noch zwei Stunden mit dem Zug nach Sestri. Übrigens eine sehr schöne Zugstrecke am Meer entlang durch viele schöne kleine Städte.

Italienisch für Anfänger

Bevor man anreist, muss man einen Einstufungstest machen. Mit dem Ergebnis und einem kleinen Gespräch am Montagmorgen wird man dann in Levels eingestuft. Diese orientieren sich an den Sprachstandarts A1, A2, B1, B2… Ich war im Kurs A1.2. Also das zweite Level. An meiner Schule wurden Kurse bis C1 angeboten. In einer Klasse sind zwischen drei und acht Schüler*innen. In meiner Klasse waren wir zu fünft.

 

Von 9:00 bis 10:30 hatten wir Grammatik Unterricht und von 11:00-12:30 Konversation. Die Lehrer*innen waren supercool und es hat echt Spaß gemacht. Im Konversations-Unterricht sind wir sogar einmal nach draußen gegangen und mussten mit den Leuten in Läden interagieren und unsere Kenntnisse gleich anwenden. Man bekommt auch Hausaufgaben auf, aber die sind sehr schnell erledigt und wenn man am Strand oder in einem kleinen Café Hausaufgaben macht, ist es auch gar nicht so schlimm.

 

Zusätzlich kann man noch Einzel- und Gruppenstunden am Nachmittag buchen. Außerdem werden an manchen Tagen Aktionen von der Schule organisiert, die freiwillig sind. In meiner Woche gab es eine Stadtführung, ein gemeinsames Abendessen, eine Malstunde und einen Ausflug in eine benachbarte Stadt.

Foto: Abendstimmung an einem Sandstrand. Im Hintergrund ein Kloster. Im Vordergrund eine Werbetafel für Eis.

Eine Aquarell-Zeichnung des Klosters Convento dell´Annunziata

Das Abendessen war sehr witzig. Dadurch dass so viele verschiedene Nationalitäten da waren, wurde in vielen verschieden Sprachen gesprochen und mein Hirn hatte ziemlich schnell einen Knoten. Englisch, Deutsch, Italienisch - alles gemischt. Aber man kann sich dann doch irgendwie verständigen und es war sehr spannend, sich mit so vielen verschieden Menschen auszutauschen.

Sestri Levante
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Die Stadt Sestri Levante ist wunderschön. Die Altstadt strahlt in wunderschönen Farben und die Strände, wenn auch sehr voll, sind auch sehr schön.

 

Sestri ist ungefähr so groß wie Wasserburg am Inn oder Bad Aibling.

Die Stadt liegt an einer Halbinsel und so hat sie zwei Strände. Meine Schule lag direkt am Spiaggia del Silenzio. Man konnte quasi nach der Schule aus der Tür raus und gleich ins Meer springen.

 

Im August in Italien war es natürlich sehr voll. Aber wenn es mir richtig aufgefallen ist, dann waren hauptsächlich italienische Tourist*innen da.

Foto: Aus einem Fenster mit Fensterläden herausfotografiert auf einen belebten Sandstrand und eine Meeresbucht mit kleinen Booten

Zeit für mich

Für mich war der Urlaub perfekt, da ich den Nachmittag immer frei hatte, um mich auszuruhen. So habe ich mich mit dem Programm kaum übernommen. Für Leute mit mehr Energie kann ich mir aber vorstellen, dass es auch mal langweilig werden kann. Sestri ist zwar sehr schön aber auch sehr klein und man kann nicht so viel machen, außer am Strand liegen und chillen - und dort ist es immer sehr voll und laut.

 

Vom Bahnhof aus kommt man aber auch sehr gut in die nächsten Städtchen wie Lavagna und Chiavari, die auch sehr schön sein sollen. Zugpreise in Italien sind sehr günstig.

 

Ich hatte leider auch ein bisschen Probleme, bei den anderen Sprachschüler*innen Anschluss zu finden. Dafür gab es mehrere Gründe: Die anderen in meiner Klasse waren um einiges älter und ich kann bei anstrengenden Aktionen, wie einer geplante Wanderung oder spät abends feiern, nicht mitmachen. Außerdem waren die meisten anderen schon länger da und kannten sich schon. Tatsächlich gab es nicht viele, die wie ich nur eine Woche geblieben sind.

 

Aber mal allein sein war auch nicht schlecht. Ich habe viel gelesen und die schöne Stadt genossen

 

Bildungsurlaub - wusstest du das?

Preislich sind diese Sprachferien schon sehr teuer und es kam ja auch noch der Flug und die Verpflegung dazu. Alleine für den Kurs und die Unterkunft haben ich 805€ gezahlt.

Allerdings habe ich jemanden getroffen, der für die Reise Bildungsurlaub genutzt hat. So hatte er wenigsten zusätzliche Urlaubstage.

 

In Bayern gibt es zwar keinen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub, aber man kann trotzdem mal bei seinem Arbeitgeber nachfragen. In fast allen anderen Bundesländern ist der Arbeitgeber verpflichtet, dir eine Woche zusätzlich Urlaub zu geben, wenn du in der Zeit etwas lernst. (Quelle: www.bildungsurlaub.de)

 

Man muss allerdings eine gewisse Stundenzahl zusammenbringen und die drei Stunden am Vormittag, die man in der Sprachschule pro Tag hat, reichen dafür nicht. Deswegen muss man dann noch zusätzliche Stunden dazubuchen. Zahlen muss man den Kurs und die Reise auch selber, aber man bekommt halt die Zeit, in der der Kurs ist, frei und das finde ich richtig cool. Hoffentlich wird das in Bayern auch bald eingeführt!

 

 

Insgesamt bin ich sehr begeistert von der Reise. Ich habe in dem Kurs definitiv was gelernt, aber natürlich so viel wie man halt in 5 Tagen lernen kann. Den Kurs hätte ich super gerne so weiter gemacht, aber am Nachmittag ist mir dann doch ein bisschen langweilig geworden. Wenn ich noch einmal so eine Reise mache, dann würde ich wahrscheinlich jemanden mitnehmen. Aber auch allein kann man es gut eine Woche aushalten.

 

Ich kann es auf jeden Fall jedem empfehlen, der gerne Sprachen lernt. Es ist definitiv eine coole Chance.

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