zum Inhalt
Foto: Auf eine Hauswand ist überdimensional groß der Kopf eines brav aussehenden Hundes gemalt

Ein tierischer Begleiter | Foto: Melina

Artikel von Flo, Melina
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
11.03.2024

Streetart Safari

Bei dem Begriff Streetart denken wahrscheinlich die meisten an die vielen Graffitis, die man überall sehen kann. Sie fallen definitiv unter den Begriff Streetart, aber auch die so genannten Murals, große Kunstwerke, welche direkt auf Wände und Gebäude gemalt werden. Solche gibt es auch bei uns in Rosenheim! Man kann sie kostenlos und zu Fuß erkunden. Das haben wir ausprobiert und die Murals bei einer Stadtsafari fotografisch in Szene gesetzt. Und in der Ausstellung Urban Colourz haben wir unser Wissen in Sachen Streetart dann noch erweitert.

Versteckte Kunst

Seit 2020 veranstaltet die Städtische Galerie Rosenheim jedes Jahr das Transit Art Festival. Hier haben renommierte Künstler aus der ganzen Welt, aber auch einige Rosenheimer die Chance, die Gebäude der Stadt mit ihrer Kunst zu verschönern. Jeder kann die Kunstwerke in den verschiedensten Stilen kostenlos und rund um die Uhr anschauen. Da die Werke in der Innenstadt verteilt und teilweise gar nicht so leicht zu finden sind, gibt es  online eine interaktive Karte! Auch wir haben uns mit dieser Karte aufgemacht, um die Kunstwerke zu entdecken. Unser Ausflug begann beim Affekt, einem Kulturzentrum in der Wittelsbacherstraße 37, und führte uns unter anderem in Richtung Bahnhof und zum Lokschuppen. Wir haben die Kunstwerke auf uns wirken lassen und versucht, ihren Charakter fotografisch einzufangen. Unsere künstlerische Schnitzeljagd führte uns am Ende wieder zum Affekt, da wir uns dort die Ausstellung "urban colourz" von Nik Richters ansehen wollten. Er macht seit vielen Jahren Street-Art und stellte diese nun im Affekt aus.

Urban colourz

Als wir das Affekt betraten, leuchteten uns stahlende Farben von einem Bild entgegen, das mit UV-Licht bestrahlt wurde. Wir waren überrascht davon, dass ein Künstler, Kunstwerke in so vielen verschiedenen Stilen kreiert. Nik Richters sprayt schon viele Jahre - nicht nur auf Wände, sondern auch auf Leinwände. Seine Werke reichen von klassischer Street-Art, über realistische Darstellungen von Personen bis hin zu expressionistischer Kunst. Die Techniken, die er für seine Werke nutzt, variieren zwischen klassischem Sprayen und Acrylmalereien. Umrahmt von seinen Bildern konnten wir Nik Richters ganz spontan ein paar Fragen stellen.

 

Da die Bilder zum Teil wirklich sehr verschieden aussehen, wollen wir von ihm wissen, wie es dazu kommt. Nik meinte: "Es ist natürlich so, dass man sich das nicht an einem Tag überlegt, sondern jeder Tag ist anders. Mal wirfst du einfach die Farbe gegen die Leinwand und mal hast du eine Idee, arbeitest ganz sachlich grafisch. Es ist eigentlich nur Gefühl und Stimmung." 

 

Die Frage schlechthin bei Kunst ist ja immer: Was will der Künstler damit Aussagen? Und wer könnte uns das besser beantworten als der Künstler selbst? "Bei meinen abstrakteren Bildern ist es meine Art, meine Vergangenheit in der Graffiti-Szene, also wirklich dieses Namen schreiben und Farben zusammen zubringen, ohne Buchstaben nur mit Formen und Farben. Die Graffitis neu zu interpretieren und weiterzuentwickeln."

 

Nik Richters hat uns übrigens auch eine spannende Anekdote aus seiner Jugend als Sprayer erzählt:

Niklas Richters in einem blauen Pullover und Baskenmütze
Nik Richters im Affekt | Foto: Steffi

 

Ein Gemälde mit vielen strahlenden Neonfarben, welche ohne Zusammenhang kombiniert wurden. Darüber wurde in grau auch etwas gesprayt
"Wild night" von Nik Richters

 

Damals hat Nik in Raubling unter der Innbrücke vermeintlich legal gesprayt. "Wir hatten das mal recherchiert und da hieß es, das ist die Hall of Fame in Raubling und man darf da sprühen. Wir haben gedacht, wir gehen da total legal am Nachmittag hin und sprühen." An einem Nachmittag aber wurden er und seine Freunde dort erwischt. Die Polizei wurde verständigt und Nik Richters wurde wegen Sachbeschädigung angezeigt. Die Polizisten haben sich dann den "Tatort" - also die Graffitis angesehen. "Die haben dann gesagt: ´Wie cool - und das habt ihr mit Sprühdosen gemacht?´ Dann haben sie ihre Kollegen angerufen. Irgendwann stand da die halbe Wache und hat sich die Bilder angeschaut und alle waren begeistert." Letztendlich hatte Nik in dieser Situation Glück und es wurde ein Deal ausgehandelt. "Wir haben gemeinnützige Arbeit gekriegt. Diese haben wir bei einem Sportverein von einem der Polizisten ableisten dürfen und sie bestand darin, ein Graffiti für diesen Sportverein zu malen."

 

Heute ist Nik Richters nicht mehr so aktiv in der Graffitiszene. Aber er findet Projekte wie das Transit Art Festival oder offene, legale Sprayflächen gut und wichtig gerade für junge Künstler. "Das sind immer Gelegenheiten, wo man sich ausprobieren kann und man muss nichts kaputt machen. Ich kenne auch Geschichten von welchen, die nicht legal gesprüht haben und erwischt wurden und die haben monate- oder jahrelang Züge geputzt, um das abzuarbeiten."  

 

Und wie ist er nun zu seiner eigenen Ausstellung gekommen? "Ich hab seit gut einem Jahr in Bad Aibling im Künstlerhaus ein Atelier und da ist ganz viel von diesen Arbeiten entstanden. Und da war eigentlich geplant, dass jeder Künstler im Künstlerhaus einen Monat im Jahr seine Ausstellung machen darf. Dann ging das aus Verwaltungsgründen plötzlich nicht mehr. Die Betreiber des Affekts kenne ich über Bekannte und hab hier mal angefragt. Gemeinsam haben wir uns das dann überlegt, auch mit dem Rahmenprogramm."

Transit-Art

Um ehrlich zu sein, haben wir beim unserer Streetart Safari durch Rosenheim gar nicht alle Murals des Transit-Art Festivals geschafft. Um wirklich alle zu besichtigen, muss man sich wohl einen ganzen Nachmittag einplanen. Von denen, die wir gesehen und fotografiert haben, sind folgende die Murals, die uns am besten gefallen haben:

Lass uns teilen

Dies ist „Lass uns Teilen!“ des Rosenheimer Waldorfschülers Maximilian Mörl. Es ist auf der Rückseite des Affekts in der Wittelsbacherstraße 37 zu finden. Uns erinnert es irgendwie an die bekannte Szene der beiden Hunde aus dem Disney-Films "Susi und Strolch".

 

Das Werk zeigt zwei Personen die sich anschauen und währenddessen sich einen Spaghetto teilen.

"Lass uns Teilen!" von Maximilian Mörl | Foto: Paula

Society and Change

Bild: Eine grünfarbige Frau hält einen rosa Zettel mit einem Smiley vor ihrem Gesicht. Im Bild hat sie vier Arme.
           "Society" von ATE Crew | Foto: Paula

 

Dieses Kunstwerk ist "Society and Change" des Würzburger Duos ATE Crew. Es ist zweigeteilt und befindet sich auf den Nord- und Südseiten des Sozialrathauses der Stadt Rosenheim in der Reichenbachstraße. Society (links, bzw. oben) zeigt eine jüngere Frau, die im Moment der Entscheidung zögert. Change (rechts, bzw. unten) zeigt eine ältere Frau, die nicht gewillt ist, eine "Stimmung" zu spielen, die die Gesellschaft für sie ausgewählt hat. So hat es zumindest Chris des Duos zusammengefasst.

 

 

Chris von ATE auf Instagram

 

Simon von ATE auf Instagram

Bild: Eine ältere, grünfarbene Frau, welche den rosa Zettel mit dem Smiley gesenkt hält. Sie hat
       "Change" von ATE Crew | Foto: Flo

Dare to Believe

 

Dieses Werk haben wir auf unserer Tour zuletzt besucht, als die Sonne schon tief stand und die umliegenden Häuser Schatten geworfen haben. Es liegt eigentlich sehr zentral und dennoch versteckt bei einem Parkplatz an der Straße "Am Esbaum".

 

Der Künstler Daniel Westermeier, alias Mr. WOODLAND, hat für das Transit-Art Festival gleich drei Murales gestaltet. Dieses hier heißt "Dare to Believe". Uns haben vor allem die Farben und das Geheimnisvolle an dem Bild gefallen. Der Astronaut ist von fliegenden Bäumen umgeben und ein Hund ist auch auf dem Werk versteckt (auf dem Header Bild ganz oben zusehen).

 

 

Mr. WOODLAND auf Instagram

Das Werk zeigt einen Astronauten, welcher nach oben schaut. Um ihn herum sind graue Bäume oder Blumen
Dare to Believe von Mr. WOODLAND | Foto: Melina

 

Und 2024?

Auch dieses Jahr findet das Transit-Art Festival statt! Vom 28. Juni bis zum 7. Juli werden erneut viele Kunstwerke entstehen, die die Stadt schöner und lebendiger machen! In diesem Zeitraum kann man den Künstlern beim Schaffen zusehen und auch mit ihnen in Kontakt treten. Informationen darüber, wo die nächsten Kunstwerke entstehen, findet man zum Beispiel auf dem Instagramkonto der Städtischen Galerie Rosenheim.

 

Die Städtische Galerie auf Instagram

 

Zu all meinen Beiträgen
>