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Foto: Acht Personen stehen vor einer Comic-Wand, drei davon haben ein Megafon in der Hand.

Junge Rebellen und die Young Rebels | Foto: aROund

Artikel von Team aROund, Franzi, Melina, Jonas B., Flo
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
23.01.2023

Young Rebels

Ein rotes Megaphon ist auf uns gerichtet. Wird´s jetzt laut? Ja, aber anders als gedacht. Die Autorin Christine Knödler drückt auf einen Kopf und aus dem Megaphon ertönt die Rede von Emma Gonzales, die sie auf der Gedenkfeier für die 17 Opfer eines Amoklaufs an ihrer Highschool in Florida gehalten hat. Ihre Emotionen, ihre Verzweiflung und ihre Wut sorgen bei uns für Gänsehaut. Emma Gonzáles ist eine von 25 jungen Menschen, die Christine und Benjamin Knödler für ihr Buch "Young Rebels" portraitiert haben. Am 20. Januar haben sie es in Rosenheim vorgestellt und wir von aROund waren dabei.

Das Buch

Nicht nur mit der persönlichen Geschichte von Emma Gonzáles fesselt uns das Autorenteam, das übrigens aus Mutter und Sohn besteht. Wir lernen auch den Aktivisten für Klimaschutz und gegen Rechts, Jakob Springfeld aus Sachsen kennen, der erstaunlich viele seiner Mitschüler und Lehrer zu einer Gegendemo motivieren konnte. Rayouf Alhumedhi aus Saudi-Arabien hat das erste Emoji mit Hidschab durchgesetzt. Und Greta Thunberg, naja, die kennen wir ja alle... Aber was Christine und Benjamin Knödler über sie recherchiert haben, wussten wir zum Teil noch nicht!

 

Alle 25 jungen Portraitierten haben etwas gemeinsam, sagt Christine Knödler. "Eines Tages haben sie sich gedacht: So kann das nicht gemeint sein. Das muss man ändern!" Und dann haben sie gehandelt. Sie waren mutig und sind laut geworden, haben Missstände angeprangert und sich für etwas eingesetzt. Auch wenn ihnen im Netz dafür auch viel Hass entgegengebracht wurde.

 

Was uns beim Blick in das Buch noch aufgefallen ist und gefällt, ist, dass es gegendert ist. Das ist bei Büchern noch sehr selten der Fall. Anders als man es vielleicht erwarten würde, stört das kein bisschen beim Lesen, sondern regt zum Nachdenken an, wie oft wir eigentlich geschlechterspezifische Sprache verwenden.

Foto: Auf zwei Sesseln sitzen eine Frau ube ein jüngerer Mann mit Brille und Turnschuhen. Auf der Wand im Hintergrund ist überlebensgroß ein Boxer abgebildet.
Christine und Benjamin Knödler

Der Abend

Gemeinsam mit dem Publikum diskutieren die Autoren. Auch wir diskutieren mit. "Wegschauen ist doch mindestens so anstrengend wie Hinschauen", meint Christine, die uns von Anfang an das "Du" angeboten, naja fast aufgedrängt hat. Doch Benjamin widerspricht ein bisschen. Er findet, dass schon Mut dazu gehört, nicht wegzuschauen, denn "unwissentlich untätig zu bleiben ist wesentlich bequemer als wissentlich."

 

Während der 6 Monate, in denen sie zusammen an dem Buch gearbeitet haben, haben sie viel diskutiert, aber eigentlich nie gestritten, erzählen die beiden. Dennoch: "Wir haben immer wieder unser eigenes politisch Sein diskutiert." Sie mussten entscheiden, welche Personen sie in das Buch aufnehmen wollten, um eine weltweite Vielfalt abzubilden. Sie recherchierten nach zuverlässigen Quellen und Bild- oder Tonmaterial, zum Beispiel von Reden, um ein Gespür für die Menschen zu bekommen. Wie sprechen sie? Wie treten sie auf? Was sind ihre Emotionen? Dabei sei ihm irgendwann plötzlich eines bewusst geworden, meint Benjamin Knödler: "Ich bin ja so das personifizierte Privilegium überhaupt." Als weißer, junger Mann - meint er - der in Berlin lebt, als Journalist arbeitet und dem es eigentlich erstmal an nichts fehlt. 

 

Am Ende dieses Abends sind wir uns einig: Die beiden Autoren finden wir unheimlich sympathisch. Sie strahlen eine Begeisterung für die Menschen aus, die sie portraitiert haben, und auch eine Begeisterung für ihr Publikum. Unsere Gespräche waren auf Augenhöhe. Sie interssierten sich für unsere Meinung.

Foto: Ein Portrait von Greta Thunberg, eine Illustration aus dem Buch Young Rebels
Greta Thunberg | Foto: Jonas

 

Foto: Christine Knödler im Gespräch mit aROund Redakteurin Melina
Christine Knödler im Talk mit Melina

 

Foto: Im Vordergrund ein Portrait von Emma Gonzáles, im Hintergrund Benjamin Knödler im Gespräch mit aROund Redakteurin Franzi
Benjamin Knödler im Talk mit Franzi

 

Die Ausstellung

Und so kam es, dass wir an diesem Abend leider kaum noch die Zeit gefunden haben, die Ausstellung zu besichtigen, die Christine Knödler für die Städtische Galerie Rosenheim kuratiert, also zusammengestellt hat. Zu sehen sind da Illustrationen und Comic-Strips aus Kinderbüchern, die gesellschafts-politische Themen ansprechen. Der Titel der Ausstellung "Wegschauen verboten!" passt sehr gut. Auch die Portraits aus dem Buch "Young Rebels" sind ausgestellt und die 3 Megaphone, die wir schon zu Beginn angesprochen haben. Wir haben deshalb beschlossen, nochmal wiederzukommen, um uns die Ausstellung ganz in Ruhe anzuschauen. 

 

Die Leiterin der Galerie, Monika Hauser-Mair würde sich auch freuen, wenn mehr Jugendliche vorbeischauen würden und wie sie sagt "mehr Leben in die Galerie bringen". Bis 21 Jahre ist der Eintritt sogar kostenlos und es gibt eine sehr gemütliche Ecke, die wie eine Lounge eingerichtet ist und wo "auch Lesen, Chillen oder Hausaufgaben machen erlaubt ist". Die Ausstellung "Wegschauen verboten!" ist noch bis 16. April in Rosenheim zu sehen. Im Rahmenprogramm gibt es dazu auch einige Abendveranstaltungen, wie Filmvorführungen und einen Zeichenworkshop.

 

Das Buch Young Rebels von Christine und Benjamin Knödler ist im dtv Verlag erschienen und kostet als Taschenbuch 10,95 und als Hardcover 18,- Euro.

Foto: Eine schwarze Tafel mit der Überschrift
Was würdest du hinschreiben?

 

Foto: Ein Raum, eingerichtet wie eine Lounge mit Bücherregalen. Zwei junge Frauen sitzen dort in Sesseln und lesen.
Gemütlich in der Galerie!

 

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