
Kein Platz für Abstand | Foto: Jonas B.
Zu voll: Gibt die Enge in der SOB Corona wieder Aufwind?
Meinung von Jonas B.
In der Südostbayernbahn (SOB) werden trotz Corona keine Abstände eingehalten - Schüler, die mitfahren, stehen dicht an dicht. Und das obwohl sich in der Schule alle Mühe geben, die Hygienemßnahmen zu beachten.
Das, was mir auf meine hartnäckige und beherzte Nachfrage hierzu seitens der SOB an Unverständnis und barscher Reaktion so begegnet ist, hat mich sehr enttäuscht und letztendlich dazu gebracht, den nächsten Schritt zu gehen: Ich habe einen offenen Brief geschrieben, Fotos gemacht, die die katastrophale Lage zeigen und bin an die Presse gegangen. Mein Statement haben viele Medien (auch überregional, wie die SZ oder der BR) aufgegriffen. Auch an die Lokalpolitik habe ich mich gewandt, den Landrat informiert und sogar eine Antwort vom Büro von Landtagspräsidentin Ilse Aigner bekommen mit dem Hinweis, man habe die Nachricht Frau Aigner zugeleitet. Eine Antwort steht hier allerdings noch aus.
Im Folgenden veröffentliche ich diesen Brief auch hier. Macht euch ein Bild der Situation!
Ihr habt auch Problem in der Bahn und wisst nicht weiter? Keine Abstände werden eingehalten? Dann macht Fotos davon oder schreibt mir einfach! Jeder, der das tut, untermauert meine Anschuldigung an die Bahn und kann sehr dabei helfen, dass sich jetzt endlich etwas tut! Danke.
Ich bin Schüler der 13. Klasse der Berufsoberschule Rosenheim und möchte Euch und Ihnen gerne erzählen, was die Schüler und Pendler in der Bahn nach Rosenheim momentan so alles aushalten müssen. Ich mag die Bahn und weil ich Schüler bin fahre ich fast täglich mit ihr, um genau zu sein mit der Südostbayernbahn (SOB) auf der Strecke Mühldorf-Rosenheim.
Daher kann und muss ich leider aber aus eigener Erfahrung berichten:
Es ist voll. Zu voll!
Die Corona-Regeln im Zug greifen nicht. Das ärgert und ängstigt mich, hatte ich doch gehofft, dass wenigstens in Zeiten einer solchen Gesundheitskrise mehr Kapazitäten zum Einhalten von Abständen angeboten würden, um die Kunden zu schützen.
Aber im Gegenteil: Man steht sich nach wie vor die Füße platt im „Hochschulzug“, bzw. „der Regio“, dicht an dicht gedrängt mit wenigen Zentimetern Abstand. Teilweise kommen gar nicht mehr alle Fahrgäste in den Zug hinein. Das ist erst am 17.09. wieder so geschehen, als die SOB frühmorgens leider spontan nur einen Wagen geschickt hat. Einige Schüler aus meiner Klasse mussten den Zug tatsächlich fahren lassen und kamen dadurch zu spät in den Unterricht. Solche Probleme sind nichts neues, das gibt es hier auf einzelnen Fahrten immer wieder. Dazu die überall gegenwärtigen Maskenverweigerer oder Nasen-Vergesser. Und das obwohl Rosenheim Corona-Hochburg ist und es in der FOSBOS Rosenheim sogar einen bestätigten CoronaFall gibt. Warum werden nicht einfach mehr Fahrzeuge geschickt, frage ich mich?
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Ein Spiel mit unserer Gesundheit?
Ist unsere Gesundheit der Bahn nicht so wichtig? Es kann doch nicht so schwer sein, an einen stark frequentierten Zug einen weiteren Triebwagen anzukuppeln! Sehr viele Leute sind davon extrem genervt, aber kaum einer meldet die Probleme zum Beispiel der SOB. Warum, ahne ich, denn ich habe die SOB kontaktiert, mehrfach, schriftlich und telefonisch. Dabei erfuhr ich nicht nur Freundlichkeit und Verständnis, nein einmal durfte ich mich ziemlich blöd anreden lassen. Schon im letzten Jahr hatte ich bei der SOB nachgefragt, ob man da nicht etwas ändern könnte, und gebeten, vor allem in Hauptverkehrszeiten mit vielen Schülern und Pendlern für ein höheres Platzangebot zu sorgen, also mit einem extra angekuppelten Fahrzeug zu fahren. Damals hieß es, dass so eine Maßnahme nicht wirtschaftlich, also rentabel sei. Ja was denn nun, liebe SOB? Ist das vielleicht der wahre Grund für die ablehnende Haltung auch heute? Bisher konnte und durfte ich das nicht erfahren, wurde vertröstet oder aber unterbrochen und belehrt. Wird hier absichtlich mit unserer Gesundheit Kasse gemacht? Ich weiß es nicht.
Auch die BEG hat sich zu Wort gemeldet...
Die Auftragsbehörde der SOB, die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die den Eisenbahnverkehr in Bayern im Auftrag der Regierung von Bayern plant, finanziert und organisiert, stellt auf meine Anfrage klare Forderungen an die SOB. Man schrieb mir: “[…] Sollte es zu einer dauerhaften Überbesetzung eines Zuges kommen, erwartet die BEG, dass das Verkehrsunternehmen – hier die SOB – auf die BEG zukommt, um entsprechend Abhilfe zu schaffen […]“. Das spräche ja auch für mehr Platz. Leider sieht die SOB, die als Tochter der Deutschen Bahn eigenständig Zugfahrten organisiert sowie die Infrastruktur verwaltet und ausbaut, das bisher wohl anders. Ich finde das schade und enttäuschend. Die BEG als Auftraggeber müsste die Leistungen anfragen, denn auf eigene Faust wird die SOB nichts tun. Wichtig dafür wäre: Es müssten sich endlich alle an einen Tisch setzen, über die Situation reden und sie positiv beeinflussen, z.B. die bestellte Fahrzeugmenge erhöhen. Doch bisher scheint nicht mal eine Pandemie Grund genug für konkrete Maßnahmen. Man weist mich lieber darauf hin, dass Abstände mit Maske kein Muss mehr sind. Die wechselnden Anweisungen zum Einhalten oder Nicht-Einhalten von Abständen verwirren viele Menschen, so dass ich es gut verstehe, wenn es ihnen dann egal ist, ob sie Abstand halten oder nicht. Verpflichtende Abstände, Überlegungen ins Detail und sinnvolle Kontrollen würden dafür sorgen, dass sich endlich jeder auskennt und sich niemand herausreden kann. Mir erscheinen die Vertröstungen und Entschuldigungen wie Ausreden.
Eigentlich mag ich die Bahn ja sehr gerne, aber das hat mich wirklich enttäuscht. Ich wünsche mir, dass die SOB in Zukunft mehr oder größere Fahrzeuge auf der Strecke einsetzt und damit endlich für mehr Sicherheit in Zeiten von Corona sorgt! Konkrete Maßnahmen zu ergreifen ist notwendiger denn je, um Corona nachhaltig zurückdrängen zu können.
Was noch passiert ist...
Bisher hat die Bahn noch nicht reagiert, es hat sich nichts verändert. Die Aussage aus der Stellungnahme, die die Münchener Bahn-Pressestelle den Zeitungen gegeben hat, denen ich meinen Brief geschickt hatte, enthielt so manchen zweifelhaften Satz, wie ich meine. Die Bahn bittet hier in Zeiten wie diesen um Verständnis und appelliert an die Vernunft der Kunden. Hieße laut Bahn unter anderem: wenn man "besonders ängstlich" sei, könne man ja auch mal einen Zug fahren lassen, der besonders voll ist und den nächsten nehmen. Allein die Aussage "wer besonders ängstlich" sei, ist schon frech. Denn hier geht es nicht um Ängstlichkeit, sondern um berechtigte Sorgen! Sorgen, die anscheinend nicht durch die aktuellen Maßnahmen ausgeräumt werden können. Den Ball zum Kunden zu spielen, das halte ich für das völlig falsche Signal... denn momentan hieße dies, wie ich finde: Freie Fahrt ohne Abstände und für Maskenverweigerer.