Nachdem wir gemütlich zusammen gefrühstückt haben, stelle ich Hannah die erste Frage: Warum fasten Katholiken? Ich werde hauptsächlich von Katholiken und dem katholischen Glauben sprechen, da verschiedene christliche Konfessionen unterschiedliche Traditionen zum Thema Fasten haben. Daher beziehen Hannah und ich uns speziell auf ihren Glauben.
Im katholischen Glauben ist die Fastenzeit die Vorbereitung auf ein Hochfest, also auf Ostern. Es gab früher auch mal eine Fastenzeit in der Vorbereitung auf Weihnachten. Die hat sich aber in der Tradition wegentwickelt. Die Fastenzeit vor Ostern, das sind die 40 Tage vor Ostern, also von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Wenn man jetzt aber richtig rechnet, dann sind es sogar 46 Tage, weil die Sonntage nämlich nicht in der Fastenzeit zählen. Also, die Sonntage muss man nicht fasten.
Diese 40 Tage erinnern an verschiedene Ereignisse in der Bibel, allen voran die 40 Tage, wo Jesus in der Wüste war. In der Geschichte ist Jesus in der Wüste unterwegs und hat nichts zu essen und zu trinken und der Teufel hat ihn verleiten wollen, gegen Gott zu gehen. Aber Jesus macht es nicht und steht die 40 Tage durch.
Daneben gibt es noch die 40 Tage, wo Mose auf dem Berg Sinai ist und auf die 10 Gebote wartet. Oder die 40 Jahre, wo die Israeliten durch die Wüste reiten. Und es gibt noch ganz viele andere Ereignisse, die mit der Zahl 40 zu tun haben. Und als Katholiken fasten wir da eben in Vorbereitung auf Ostern. Damit man an Ostern für das dankbar sein kann, was man hat.
Wie man fastet ist sehr traditionsabhängig. Es gibt keine offizielle Regel im Katholizismus. Die Fastenzeit ist ursprünglich gewesen, dass man auf Genussmittel verzichtet. Also, dass man nur zum Erhalt des Körpers isst. Deswegen verzichten die meisten Leute auf so Sachen wie Alkohol, Süßigkeiten, Fleisch und Wurst. Man sucht sich am Anfang der Fastenzeit irgendwas aus, was man fasten will und versucht es bis Ostern durchzuhalten.
Früher war das viel genauer. Da wurde auf alle möglichen Sachen verzichtet, zum Beispiel Eier. Da wurden die Eier gekocht, damit sie länger haltbar sind. Und die gekochten Eier wurden gefärbt, damit man sie von den rohen Eiern unterscheiden konnte. Und deswegen gibt es Ostern bunte Eier!
In der Fastenzeit gibt es auch noch zwei besondere Tage: Aschermittwoch und Karfreitag. Die sind so ein bisschen wie verschärfte Fastenzeitstage, wo kein Fleisch und keine Wurst gegessen werden. Das betrifft eigentlich alle Katholiken und ist noch relativ stark in unserer Tradition drin. Aber es gibt auch viele Familien, die dann wirklich nur Brot und Wasser zu sich nehmen. Also Essen ohne Genuss.