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Foto: Osterdekoration an einem Fensterbrett in einem Hausgang

Warten auf Ostern

Interview von Melina
Bereich
Kultur
Veröffentlicht
28.03.2025

Fastenzeit - mehr als Verzicht

40 Tage Verzicht – und das freiwillig! Während andere ohne Kaffee oder Snacks nicht durch den Tag kommen, entscheiden sich viele Christinnen und Christen bewusst dafür, auf Süßigkeiten, Fleisch oder Social Media zu verzichten. Doch Fasten ist mehr als nur Durchhalten: Es geht um Selbstkontrolle, Achtsamkeit und eine besondere Vorbereitung auf Ostern. Ich habe mit meiner guten Freundin Hannah (21) gesprochen, die sich der Challenge jedes Jahr stellt. Sie ist Katholikin hat mir ehrlich erzählt, welche Momente richtig hart sind, was das Fasten so besonders macht und warum manche Reaktionen einfach nur nerven.

Fasten - Wie und warum eigentlich?

Nachdem wir gemütlich zusammen gefrühstückt haben, stelle ich Hannah die erste Frage: Warum fasten Katholiken? Ich werde hauptsächlich von Katholiken und dem katholischen Glauben sprechen, da verschiedene christliche Konfessionen unterschiedliche Traditionen zum Thema Fasten haben. Daher beziehen Hannah und ich uns speziell auf ihren Glauben.

 

Im katholischen Glauben ist die Fastenzeit die Vorbereitung auf ein Hochfest, also auf Ostern. Es gab früher auch mal eine Fastenzeit in der Vorbereitung auf Weihnachten. Die hat sich aber in der Tradition wegentwickelt. Die Fastenzeit vor Ostern, das sind die 40 Tage vor Ostern, also von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Wenn man jetzt aber richtig rechnet, dann sind es sogar 46 Tage, weil die Sonntage nämlich nicht in der Fastenzeit zählen. Also, die Sonntage muss man nicht fasten.

 

Diese 40 Tage erinnern an verschiedene Ereignisse in der Bibel, allen voran die 40 Tage, wo Jesus in der Wüste war. In der Geschichte ist Jesus in der Wüste unterwegs und hat nichts zu essen und zu trinken und der Teufel hat ihn verleiten wollen, gegen Gott zu gehen. Aber Jesus macht es nicht und steht die 40 Tage durch.

Daneben gibt es noch die 40 Tage, wo Mose auf dem Berg Sinai ist und auf die 10 Gebote wartet. Oder die 40 Jahre, wo die Israeliten durch die Wüste reiten. Und es gibt noch ganz viele andere Ereignisse, die mit der Zahl 40 zu tun haben. Und als Katholiken fasten wir da eben in Vorbereitung auf Ostern. Damit man an Ostern für das dankbar sein kann, was man hat.

 

Wie man fastet ist sehr traditionsabhängig. Es gibt keine offizielle Regel im Katholizismus. Die Fastenzeit ist ursprünglich gewesen, dass man auf Genussmittel verzichtet. Also, dass man nur zum Erhalt des Körpers isst. Deswegen verzichten die meisten Leute auf so Sachen wie Alkohol, Süßigkeiten, Fleisch und Wurst. Man sucht sich am Anfang der Fastenzeit irgendwas aus, was man fasten will und versucht es bis Ostern durchzuhalten.

  

Früher war das viel genauer. Da wurde auf alle möglichen Sachen verzichtet, zum Beispiel Eier. Da wurden die Eier gekocht, damit sie länger haltbar sind. Und die gekochten Eier wurden gefärbt, damit man sie von den rohen Eiern unterscheiden konnte. Und deswegen gibt es Ostern bunte Eier!

 

In der Fastenzeit gibt es auch noch zwei besondere Tage: Aschermittwoch und Karfreitag. Die sind so ein bisschen wie verschärfte Fastenzeitstage, wo kein Fleisch und keine Wurst gegessen werden. Das betrifft eigentlich alle Katholiken und ist noch relativ stark in unserer Tradition drin. Aber es gibt auch viele Familien, die dann wirklich nur Brot und Wasser zu sich nehmen. Also Essen ohne Genuss.

Eine junge Frau steht vor Werbung für das Musical Hamilton. Sie hat eine Hand auf der Hüfte und mit der anderen zeigt sie nach oben auf den Hamilton Schriftzug
Hannah in ihrem Element | Foto: Hannah
 

Es gibt aber auch Katholiken, die nicht fasten, oder?

 

Man muss nicht fasten, wenn man auf Reisen ist, wenn man krank ist oder wenn man unter zwölf Jahre alt ist, beziehungsweise vor der Erstkommunion.

 

Und es gibt auch noch ein besonderes Fasten, das Mönche oder Priester oder so machen. Das ist immer ein schwarzes Fasten. Die essen von früh, wenn die Sonne aufgeht, bis die Sonne untergeht gar nichts. Und vorher und nachher auch nur Wasser und Brot.

 

Katholisches Fasten ist also insgesamt sehr traditionsabhängig und es hat sich über die Jahre auch gewandelt. Jeder macht ein bisschen was eigenes, aber der Gedanke dahinter ist bei allen, dass man verzichtet, um das wertzuschätzen was man hat.

Eine besondere Zeit

Hannah erzählt mir auch, warum die Fastenzeit für sie besonders ist.

 

Im ersten Jahr, in dem ich gefastet habe - das war im Kommunionsvorbereitungsunterricht, weil die Kommunion ist ja nach Ostern - da hat uns unsere Lehrerin damals gefragt, ob wir das nicht probieren wollen zu fasten. Das war schon ein Zeichen von Stärke oder von Durchhaltevermögen, wenn man auf etwas verzichtet hat, etwas bewusst nicht gegessen hat. Damals habe ich dann mit meinen Eltern zusammen auf Süßigkeiten verzichtet.

 

Später war mir Glaube sehr wichtig und ich habe auch sehr intensiv gefastet. Ich kann es nicht so richtig beschreiben, aber dieses Fasten oder dieses aktive Auseinandersetzen mit der Bibel und mit dem Glauben in der Fastenzeit waren für mich so positive, schöne Momente. Es hat mich aufgemuntert, dass ich auf etwas verzichtet habe. Ich habe gedacht: Wow, es ist eigentlich voll cool, dass ich die Möglichkeit habe, auf etwas zu verzichten. Und an Ostern kann ich alles auch wieder viel besser genießen.

 

Jetzt ist es so, dass wegen einer chronischen Krankheit im Großen und Ganzen mein ganzes Leben eine Fastenzeit ist. Weil ich immer auf Sachen verzichten muss, die ich gerne machen würde, und ich weiß, dass ich es auch nicht in ein paar Wochen nachholen darf.

Das nervt!

Gerade hier in Bayern ist der Katholizismus ja verbreitet und daher gehören Feiertage wie Ostern und Traditionen wie die Fastenzeit einfach dazu. Daher hat es mich auch nicht überrascht, dass Hannahs Umfeld ihrem Fasten gegenüber offen ist oder oft auch selbst fastet. Trotzdem gibt es ein paar Aussagen, die Hannah nerven:

 

  1. In Bayern ist es sehr viel akzeptierter, dass man in der Fastenzeit kein Fleisch isst, weil man fastet, als wenn man Vegetarier ist. Wenn man mit Familie und Freunden oder Bekannten oder so unterwegs ist und dann sagt: „Nein, ich esse das nicht, weil ich faste“, dann ist das okay.

  2. Als ich kleiner war, gab es auch so Kommentare wie: "Willst du das wirklich oder wollen deine Eltern das?" Da bin ich halt immer schon so gewesen: nein, ICH will das machen.

  3. Oder manche Leute meinen, wenn Karfreitag vorbei ist, dann muss man nicht mehr fasten. Aber da ist ja noch ein Samstag dazwischen und dann ist erst Ostern. Oft sagen sie dann, der eine Tag ist doch jetzt egal, jetzt hast du es ja schon geschafft und so.

Mach gerne mit!

Warum sollte jeder mal fasten? Das wollte ich von Hannah noch wissen. Ihre Antwort:

 

Ich finde, dass in unserer Konsumgesellschaft manchmal WENIGER ganz gut ist. Ich finde, dass mal auf Sachen verzichtet werden muss, um zu sehen, wie schwierig es ist. Um besser nachvollziehen zu können, wie es zum Beispiel Allergikern oder Leuten mit Unverträglichkeiten geht. Wenn man jetzt zum Beispiel sagt, man fastet auf Milch. Dann stellt man erst fest, wo eigentlich überall Milch drin hat. Und versteht, was das für ein Stress ist, wenn man nicht weiß, was wo drin ist.

 

Oder auch, dass man einfach mal ein bisschen besonnen mit seinem Leben umgeht und mit den Sachen, die wir konsumieren. Mal ein bisschen mehr darauf schaut, was mache ich eigentlich, was esse ich eigentlich, was denke ich. Und dann einfach mal was weglässt für ein paar Wochen, um zu sehen, wie es einem damit geht.

 

Hannah hat auch einen guten Tipp für alle, denen es schwerfällt zu verzichten:

 

Suche dir Alternativen!

 

Überlege dir von vornherein, was du als Alternative nutzen kannst. Wenn man zum Beispiel auf Bildschirmzeit verzichtet, dann kann man sich vorher vielleicht mehrere Bücher ausleihen, damit man dann was hat, womit die Zeit rumgeht. Oder oft ist es ja so, dass man nicht unbedingt etwas Bestimmtes essen muss. Es geht uns allen, Gott sei Dank, gut genug, dass wir immer Alternativen da haben. 

 

Falls du Lust hast, kannst du auch jetzt noch versuchen, bis Ostern auf etwas zu verzichten und musst nicht bis nächstes Jahr warten. 

 

Ich habe auf jeden Fall auch einiges Neues über Hannahs Glauben gelernt und hatte einen schönen Vormittag mit einer guten Freundin :)

Schaut gerne auch mal auf Hannahs Redakteursprofil bei aROund vorbei!

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