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Foto: Ein singender Mann vor einer Gruppe feiernder Menschen

Party People | Foto: Steffi

Artikel von Melina
Bereich
Freizeit
Veröffentlicht
05.07.2024

Feiern? Aber sicher!

„Wolltet ihr auch schon mal auf eine Party gehen, obwohl ihr eigentlich noch zu jung dafür wart? Ich habe einfach etwas Make-up aufgetragen und den Ausweis meiner Mutter geklaut. Ich sehe meiner Mutter sehr ähnlich und das Foto war schon älter, deswegen hat es geklappt. So habe ich mich ins Weinfest hineingeschlichen.“ Diese Story stammt von einer Freundin unserer aROund-Redakteurin Paula. Feiern gehen gehört zum jugendlich sein einfach dazu. Und da ist das wichtigste, dass man sicher feiern geht. Das meint auch Rebecca, mit der ich für diesen Artikel gesprochen habe.

 

Rebecca

 

 

Rebecca Schodrowski arbeitet in der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises Rosenheim.

 

Ihr ist es sehr wichtig, klar zu machen, dass Menschen, die in der Suchtprävention oder dem Jugendschutz arbeiten, uns Jugendlichen das Feiern nicht verbieten wollen. Es geht viel mehr darum, auf sich aufpassen zu können und in sicherem Rahmen die ersten Erfahrungen mit Alkohol zu machen:

 

"Es gibt gewisse Gefahren, das ist einfach so. Das gibt es aber bei ganz vielen Sachen im Leben. Also ich finde, es gibt nichts, wo alles immer toll ist und absolut gar kein Risiko für mich selbst besteht. Es ist einfach wichtig, sich dessen bewusst zu sein. OK, es kann was passieren, es muss mir aber nicht passieren. Und man sollte nicht sagen: Ich gehe nirgendwo hin und ich feier gar nicht, weil mir das Risiko einfach viel zu groß ist."

 

Rebecca und ich haben beim Thema „Feiern gehen“ natürlich auch viel über das Thema Alkohol gesprochen. Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch mal sagen, dass es völlig okay ist, keinen Alkohol zu trinken. Ich selbst trinke eigentlich nie und Spaß habe ich trotzdem. Lasst euch also nicht einreden, ihr wärt langweilig, nur weil ihr (mal) nicht trinkt!

Typische Fehler beim Feiern

Das Getränk unbeaufsichtigt lassen

"Ein offenes Glas ist halt immer so ein bisschen riskant – kommt natürlich immer auf die Umgebung an. Da halt auch immer gucken und auch auf seine Freunde schauen. Hier hilft es natürlich, das eigene Getränk nicht aus den Augen zu lassen oder falls du dich doch mal entfernst, einen vertrauten Freund zu beauftragen, auf dein Getränk aufzupassen."

 

Nicht mit den Freunden zusammenbleiben

"Wenn man dann vor allem auch viel getrunken hat, dass man dann eben auch als Freundesgruppe manchmal nicht mehr zusammenbleibt - also das ist auch immer so ein Klassiker. Dann verschwindet einfach einer und keiner weiß irgendwie, wo der jetzt hingegangen ist und ob der wiederkommt oder was eigentlich mit dem passiert ist. Macht euch im Vorfeld Gedanken, wie ihr mit bestimmten Situationen umgeht. Zum Beispiel, wenn eine Person nach Hause oder woanders hingehen möchte."

 

Nicht auf die eigenen Sachen aufpassen

"Man muss halt auch auf seine Sachen aufpassen. Also hab ich auch schon erlebt, dass halt dann einfach Jacken geklaut wurden oder das Handy weggekommen ist. Hier hilft es auch, mit Freunden unterwegs zu sein, die mit auf deine Sachen schauen und auch zu entscheiden, was wirklich mit muss."

Wie feiert man sicher?

Hör auf dein Bauchgefühl!

Ich habe Rebecca gefragt, was man tun kann, um beim Feiern gehen sicher zu sein.

Das, worauf ich immer achten würde, ist echt das eigene Bauchgefühl. Weil dir eigentlich dein Bauchgefühl sagt: ‚Oh, die Situation ist ein bisschen komisch oder fühlt sich gefährlich an.‘ Oder auch einfach der Tag. Und ich glaube, es ist gut, wenn man da so ein bisschen auf sich hört und man sich dann eben nicht überreden lässt. Das ist mir ganz wichtig."

Man kennt sich selbst immer am besten, und das ist gerade beim Feiern gehen wahnsinnig wichtig. Setze im Zweifelsfall Grenzen, wenn du dich nicht wohlfühlst, auch deinen Freunden gegenüber. 

 

Promille Mathematik

Auch beim Thema Alkohol solltest du auf dich und deinen Körper achten und hören.

„Junge Menschen machen Grenzerfahrungen, manchmal ist es auch einfach zu viel. Und dann aber auch zu sagen: Ich habe den Punkt gefunden, wo ich weiß, so, das ist die Grenze. Jetzt kann ich nicht mehr trinken. Wenn ich jetzt weitertrinke, dann wird es halt einfach ein Absturz. An dem Punkt zu sagen, OK dann gehe ich heim.“ 

Aber woran merkt man, ob man an diesem Punkt angekommen ist?

„Es gibt Formeln, wie man seinen aktuellen Promillegehalt im Körper ungefähr ausrechnen kann. Dabei ist es halt aber auch immer wichtig, zu beachten, wie so die Grundvoraussetzungen sind. Es macht einen wahnsinnigen Unterschied, ob ich was trinke und nichts gegessen habe, ob ich trinke und nur einen Proteinriegel und einen Salat gegessen habe. Also das ist sowas, glaube ich, das unterschätzen ganz viele Partygänger immer. Ich empfehle auf jeden Fall zwischendrin mal ein bisschen Wasser zu trinken, um einfach für nächsten Morgen auch schon vorzubeugen, dass der Körper nicht so komplett entkräftet. Und halt echt immer zwischendrin auch mal aufstehen.“

Codewort für Ko-Tropfen

„Das Gemeine an KO Tropfen ist einfach, rausschmecken wirst du es nicht und du wirst es auch nicht sehen - in den meisten Fällen. Und es ist schon so, dass wenn das passiert, das auch relativ schnell passiert. Es einfach wichtig, dass man aufeinander schaut. Ein Tipp ist es, in der Freundesgruppe ein Code-Wort auszumachen, das gesagt wird, wenn der Verdacht besteht, dass einfach was passiert ist. Vor allem die Person dann auch einfach nicht alleine lassen. Weil du weißt letztendlich nicht, wer es war. Das kann dir auch im Freundeskreis passieren. Es ist ja nicht so, dass es immer der böse Unbekannte ist, der das macht. Es ist einfach in meinen Augen ein absolutes No-Go, dass man überhaupt so etwas einer anderen Person antun möchte."

 

Wie Komme ich heim?

Eine Sache, die man natürlich auch immer im Kopf haben sollte, ist der Heimweg. 

Also ich bin auch in der ländlichen Region, da schließt man sich dann auch oft zu so Fahrgemeinschaften zusammen. Da kann man halt auch einfach schauen, dass nicht immer der gleiche fahren muss und nichts trinken darf. Was wir im Freundeskreis  machen, ist, dass dem, der fährt und halt nichts trinkt, die alkoholfreien Getränke gezahlt werden.“ 

Und wenn jemand so betrunken ist, dass die Person nicht mehr sicher nach Hause kommt, dann denjenigen nicht alleine lassen:

„Lassen wir ihn mal nicht alleine nach Hause gehen, auch wenn es nur 500 Meter sind. Dann lieber echt vor der Tür zu Hause absetzen und sicherstellen, der ist sicher und heil angekommen. Oder eben die Eltern anrufen oder ihm den Autoschlüssel wegnehmen oder das Fahrrad nicht aufsperren oder was auch immer. Weil es das nicht wert ist, dass da was passiert."

Wenn du dich unsicher fühlst

Solltest du beim Feiern mal in eine Situation kommen, in der du dich unwohl fühlst oder vielleicht sogar den Verdacht hast, dass dir was ins Glas gemischt wurde, dann kannst du dir in vielen Bars und Clubs unauffällig Hilfe holen. „Du wirst dann eben auch in einen sicheren Raum gebracht, bis hin zu dir wird die Polizei gerufen oder ein Taxi nach Hause.“ Hier zwei Kampagnen dazu:

 

Ist Louisa da?

 Hierbei musst du einfach beim Personal fragen: „Ist Louisa da?“ und dir wird geholfen. Sobald du in einem sicheren Raum bist, wirst du gefragt, was für Hilfe du benötigst.

„Also ich glaube, zumindest bei uns im Landkreis ist das echt gut überall vertreten. Ich sollte das vielleicht mal ausprobieren. Finde ich eine super Sache. Die Frage ist halt: Wie zeigt eine Bar an, dass man darauf vertrauen kann, dass das auch funktioniert. Bei uns im Landkreis war es immer so, die haben am Eingang oder auf den Toiletten so Plakate oder einen Sticker und dann weißt du, das ist ein Ort, da kann ich das sagen und da kann ich auch wirklich wissen, dass mir dann auch entsprechend geholfen wird und die sich nicht fragen, wer Luisa ist.“

 

Angelshots

Ich kenne Angelshots hauptsächlich von Social Media, aber auch in deutschen Großstädten wie München ist diese Variante schon vertreten. Bei dieser Variante bestellst du an der Bar einen Angelshot. Du kannst sogar bei der Bestellung schon verdeutlichen, welche Art von Hilfe du benötigst. Wenn zum Beispiel du den Angel neat bestellst, dann wirst du zu deinem Auto gebracht, oder wenn du den Angel mit Limette möchtest, wird die Polizei gerufen. Eine Bar benennt ihre Angelshots möglicherweise etwa anders. Eine Erklärung der verschiedenen Varianten ist üblicherweise in der Damentoilette zu finden. 

Mein Fazit

Rebecca und ich hatten bei unserem Gespräch viel Spaß und haben eine Menge gelacht. Da sie nur ein paar Jahre älter ist als ich, haben wir uns auf Anhieb gut verstanden. Ich habe einige Sachen von ihr gelernt, die ich noch gar nicht wusste oder zumindest nicht daran gedacht hatte. Beim Thema Suchtprävention habe ich eigentlich immer an die Leute gedacht, die an Schulen kommen und einem einfach nur von den Gefahren von Alkohol & Co erzählen, und ich habe zumindest oft das Gefühl gehabt, dass sie uns das Feiern schlecht reden wollen. Aber mit Rebecca war es wie gesagt ganz anders und sie hat mir auch viel aus ihrem Leben erzählt und deutlich gesagt, dass Jugendliche diese Erfahrungen machen sollen.

 

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