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Grafik: Eine Filmklappe, daneben Filmgenres und ein Pfeil, der auf Science-Fiction zeigt

Skizze: Tabea Kreutziger

Meinung von Benni
Bereich
Unterhaltung
Veröffentlicht
19.09.2021

Filmkritik: Dune - Das neue Herr der Ringe?

Zu den meisten Filmen, die ich mir im Kino ansehe, informiere ich mich vorab über die grobe Handlung, Vorgeschichte und, wenn möglich, auch Stimmen der internationalen Presse, um schon vorher ein grobes Bild zu bekommen, was mich wohl erwarten wird. Zu „Dune“ hab ich das nicht gemacht und kann dafür auch wirklich keinen Grund nennen außer vielleicht Intuition. Es war aber das Beste, was ich hätte machen können: Nämlich unvorbereitet und ohne bestimmte Erwartungen in „Dune“ zu gehen, denn so konnte ich diesen Film noch sehr viel unvoreingenommener erleben und genießen.

„Dune“ hat eine Lauflänge von 155 Minuten und ist der Beginn einer neuen Science-Fiction-Saga aus dem Hause Warner Bros. Der auf der Buchvorlage von Frank Herbert basierende Blockbuster wurde von Denis Villeneuve inszeniert, der mit „Sicario“, „Blade Runner 2049“ und dem großartigen „Arrival“ in der Vergangenheit schon einige Male sein beeindruckendes Können bewiesen hat. Mit der filmischen Umsetzung von „Dune“ erfüllte sich Villeneuve einen Kindheitstraum, da er selbst ein großer Fan der Bücher ist. Und alle Kino-Besucher könnten mit diesem Film den Anfang von etwas ganz Großem miterleben.

Die Handlung von „Dune“ ist extrem komplex, was natürlich hauptsächlich an der unheimlich detaillierten Auserzählung der Charaktere, Planeten und allgemein der Hintergrundgeschichte aus den Romanvorlagen liegt. Der Film nimmt sich Zeit, die einzelnen Charaktere und ihre Herkunft charmant und geschickt verpackt vorzustellen, ohne den Film auszubremsen. Und das braucht man als Zuschauer auch, denn „Dune“ führt am Anfang relativ kompromisslos neue Begriffe wie „Fremen“, „Atreides“ oder „Arrakis“ ein, um diesen dann erst im Laufe des Films eine Bedeutung zuzumessen, die wiederum entscheidend für den Handlungsverlauf ist.

Photo Credit: Chiabella James | TIMOTHÉE CHALAMET and REBECCA FERGUSON in “DUNE”, a Warner Bros. Pictures release

Die schön ausgearbeitete, detaillierte Einführung in eine beeindruckende Welt, auf die ich später noch etwas genauer eingehen werde, sorgt für einen etwas gemächlicheren Start in den Film, wonach die Spannung kontinuierlich gesteigert und an mehreren Stellen des Films imposant entladen wird. Wer aber einen reinen Actionfilm mit „Dune“ erwartet, wird nicht auf seine Kosten kommen, denn das will dieser Film auch überhaupt nicht sein. Vielmehr fügen sich die wenigen, spektakulären und toll inszenierten Actionsequenzen dann aber so gut in das Gesamtbild dieses Films ein, dass alles zu einem großen Ganzen verschmilzt.

Und das große Ganze ist atemberaubend, bombastisch und ohne Zweifel wahnsinnig atmosphärisch, womit wir bei etwas angekommen sind, was den Film für mich auf eine Ebene mit einem „Herr der Ringe“- Universum hebt: diese ganz eigene Welt. Denn egal, wohin man den jungen Paul Atreides begleitet, man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Ob weite, wunderschöne Wüstenlandschaften, dunkle, bedrohlich wirkende, futuristische Gebäude oder kleinere Details, wie brillant ausgearbeitete Fluggeräte und anderes technisches Equipment, mit dem die Bewohner von Arrakis ausgestattet sind - es wirkt alles so futuristisch und zugleich so gewohnt normal. Man kann sich in so vielen verschiedenen Details verlieren und in der Welt so vieles entdecken, dass man gar nicht merkt, wie schnell eigentlich die 155 Minuten dann doch vergangen sind. Es wurde so viel Liebe zum Detail in jede Szene gesteckt, man kann überall spannende, interessante Dinge im Hintergrund entdecken, die diesen Film so lebendig und nahbar wirken lassen, dass man am liebsten sofort den zweiten Teil oder am besten noch viel mehr davon sehen möchte. Und ich bin mir absolut sicher, dass wir mehr von dieser Welt sehen werden!

Der Cast setzt sich aus vielen Hollywoodgrößen zusammen und liefert mehr als nur ab. Timothée Chalamet verkörpert Paul Atreides und ist der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Handlung. Der 25-jährige Schauspieler trägt diesen Film mit einer Selbstverständlichkeit, die beeindruckend für sein Alter ist und glänzt durch eine bemerkenswerte Präsenz in jeder einzelnen Szene, was in einem Film mit so vielen Stärken keine einfache Aufgabe ist, da er sich gegen atemberaubende Bilder und großartige musikalische Untermalung durchsetzen und die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich ziehen muss. Das gelingt ihm jedoch über den ganzen Film hinweg.

Rebecca Ferguson und Oscar Isaac spielen Pauls Eltern und verkörpern dabei so unterschiedliche Rollen, das jeder von beiden dem Film auf seine Art etwas gibt. Ferguson als Lady Jessica unterstützt Chalamet über weite Strecken des Films und erfüllt ihre Rolle mit Leichtigkeit. Etwas mehr hervorzuheben ist Oscar Isaac, da er als Herzog Leto eben auch das Oberhaupt des Hauses spielt, das durch seine ruhige, verständnisvolle Art nicht nur als intelligente Führungsperson sondern eben auch als Vaterfigur für Paul als sehr vielschichtiger, liebenswerter Charakter auftritt.

Jason Momoa, Josh Brolin sowie Javier Bardem und Zendaya beweisen in ihren kleineren Rollen ebenfalls ihr schauspielerisches Können, wobei man gerade von Letzteren im zweiten Teil wohl deutlich mehr zu sehen bekommen wird. Stark in seiner Rolle ist für mich Stellan Skarsgard als Baron Wladimir Harkonnen. Er geht in seiner Rolle als Gegenspieler gerade zu auf und verwertet die wenige Screentime auf beeindruckende Art und Weise.

Photo Credit: Courtesy of Warner Bros. Pictures and Legendary Pictures

Technisch gesehen ist der Film das, was man von Regisseur Villeneuve gewohnt ist: Ein atemberaubender Shot folgt auf den anderen. Kameraarbeit ist ja schon dann gut, wenn sie nicht auffällt. Aber wenn sie dann heraussticht mit atmosphärisch-utopischen Kulissen und einer farblichen Darstellung, die ich so noch nie gesehen habe, dann wird sie großartig und absolut fantastisch. Man kann sich einfach nicht sattsehen an diesen harmonisch konstruierten Szenenbildern und unbeschreiblichen Landschaften, die in „Dune“ wie selbstverständlich jede Szene begleiten. Villeneuve erweckt diese Welt mit seinem tollen, für ihn typischen Look zum Leben und lässt den Zuschauer ganz bewusst staunen. Die Effekte passen einfach perfekt und werden dieses Jahr mit ziemlicher Sicherheit von keinem Film übertroffen. Demnach haben sie den zugehörigen Oscar so gut wie kampflos in der Tasche.

Auch das Kostümdesign reiht sich mit seinen extravaganten, absolut passenden und wunderschön detaillierten Ausarbeitungen in Massenszenen sowie Einzelstücken ohne Zweifel perfekt in den insgesamt mehr als nur wertig gemachten Film ein.

Aber dann wäre da ja noch der zweite große Meilenstein dieses Films neben der einzigartigen Welt, der mich in meinem Kinosessel umgehauen hat: Hans Zimmer liefert zu „Dune“ einen Score, der für mich nicht besser hätte sein können. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals in einem Film etwas Vergleichbares gehört zu haben. Hans Zimmer hat mit diesem Soundtrack - mal wieder, muss man sagen - neue Maßstäbe gesetzt. Die Musik fügt sich so nahtlos in den Film ein, untermalt nicht nur die atemberaubende Atmosphäre der Bilder, sondern ist ein großer, entscheidender Teil von ihr. Die Dramatik der Musik, verknüpft mit ihrer orchestralen, eposartigen Ausgestaltung passt wie maßgeschneidert zu dem Epos, das „Dune“ sein möchte.

Video: DUNE - Offizieller Main Trailer #2 Deutsch HD German (2021) (Quelle: YouTube | Kanal: Warner Bros. DE | vom 19.09.2021)

Fazit

Es bleibt am Schluss nur noch zu sagen, dass „Dune“ etwas geschafft hat, woran viele Filme in den letzten Jahren gescheitert sind: Er hat eindrucksvoll bewiesen, dass es doch noch Filme gibt, die fürs Kino gemacht werden. Denn Dune ist für die große Leinwand geschaffen, nicht für den kleinen Bildschirm daheim. Für große Sound-Anlagen und einen vollen Kinosaal. Der Film steht meiner Meinung nach einem „Herr der Ringe“ in nichts nach und konnte mich wieder so begeistern, dass ich es nicht erwarten kann, den zweiten Teil im Kino zu sehen. Der Film bekommt für mich 10 von 10 Punkten sowohl in seinem Genre als auch insgesamt und ist für mich nur noch sehr schwer zu toppen die nächsten Jahre. Eine absolute Empfehlung, um im Kino mal wieder eine beeindruckend inszenierte Geschichte zu erleben, bei der so gut wie alles stimmt.

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