
"Die Eiskönigin" begeisterte 2013 Millionen von Zuschauern in den Kinos und löste einen Frozen-Hype aus. Kann die Fortsetzung da mithalten und den Erwartungen der zahlreichen Fans gerecht werden?
Skizze: Tabea Kreutziger
Während ich diese Film-Review schreibe, sind die Kinos noch immer geschlossen. Zum Glück gibt es Netflix und dort seit 10. Februar einen Film, auf den ich mich schon länger gefreut habe. Aufgrund mangelnder Zeit musste ich mich jedoch ein paar Wochen zusammenreißen, bevor ich es nicht mehr ausgehalten habe und endlich "News of the World" ansehen durfte.
Der Streifen, der im Deutschen "Neues aus der Welt" heißt, geht 119 Minuten und hat in Deutschland eine Altersfreigabe ab 12 Jahren erhalten. Der Film ist ein Western-Drama, das auf einer Buchvorlage von Paulette Jiles basiert. Er wurde gleich doppelt bei den Golden Globes nominiert, zum einen in der Kategorie "Beste Filmmusik", für die James Newton Howard verantwortlich ist, der unter anderem den Soundtrack für "Fantastic Beasts" produzierte. Die zweite Nominierung ist aus deutscher Sicht noch viel interessanter. Diese erhielt nämlich die 12-jährige deutsche Nachwuchsschauspielerin Helena Zengel, die viele vielleicht aus dem Film "Systemsprenger" kennen werden. Im Film verkörpert sie an der Seite von Tom Hanks eine der beiden Hauptfiguren.
Der Film lässt uns Captain Jefferson Kyle Kidd begleiten, der Ende des 19. Jahrhunderts nach dem amerikanischen Bürgerkrieg sein Geld damit verdient, von Stadt zu Stadt zu reisen und den Menschen Nachrichten aus dem ganzen Land vorzulesen. Für kleines Geld erfahren die Bewohner von Kidd, was jenseits ihres Städtchens so vor sich geht. Auf seinem Weg findet er in Texas ein kleines Mädchen namens Johanna Leonberger, welches vor Jahren von den Kiowa entführt und aufgezogen wurde. Nachdem die amerikanische Armee jedoch deren Siedlung geräumt hat, soll sie zu entfernten Verwandten ihrer verstorbenen Eltern gebracht werden. Aber da niemand die Verantwortung für diese Reise übernehmen will, entschließt sich Kidd, sich ihrer anzunehmen und sie zu ihrer Familie zu bringen. Die beiden begeben sich auf eine lange, beschwerliche Reise quer durch ein von Revolten und Aufständen geprägtes Land, in dem so einige Gefahren auf sie lauern.
„News of the World“ ist mit wenigen Ausnahmen ein eher ruhigerer Western. Der Film nimmt sich sehr viel Zeit für die Einführung von Kidd und Johanna und stellt dabei die Nebenfiguren fast ohne charakterliche Tiefe dar.
Tom Hanks spielt den Captain sehr menschlich und charakterisiert ihn als jemanden, der das kleine Mädchen nicht einfach zurücklassen kann. Seine ruhige, bodenständige Art lässt den Zuschauer sehr schnell mit ihm fühlen. Helena Zengel als Johanna erinnert in manchen Teilen an ihre Rolle in Systemsprenger, glänzt aber trotzdem mit viel Varianz in ihrem Spiel. Sie muss sich nämlich mit viel Gestik und Mimik sowie Wortfetzen auf Kiowa mit dem Captain verständigen, da sie die englische Sprache nie gelernt hat.
Die Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren, die sich mit der Zeit entwickelt, ist für mich das Beste an dem Film. Beide sind auf ihre Art Einzelgänger, doch freunden sich über die Reise nicht nur miteinander an, sondern schaffen auch ein tiefgehendes Vertrauensverhältnis. Johanna, die langsam ein Verständnis für die ihr unbekannte Welt der Städte und für ihre Mitmenschen entwickelt, wird von Kidd in gefährlichen Situationen auf eine fast schon familiär anmutende Art beschützt, so dass der Zuschauer die beiden zunehmend als Einheit wahrnimmt.
Nach etwa zwei Dritteln des Films schaute ich kurz auf die Uhr. Normalerweise ist das ein Zeichen dafür, dass ich einen Film unterbewusst als zu langatmig wahrnehme. Aber diesmal wollte ich wissen, ob noch genug Zeit für ein Happy End bleibt! Das zeigt deutlich, wie sehr mich dieser Film in der zweiten Hälfte emotional berührt und mitfühlen lassen hat. Ob es letztlich zum Happy End kam, werde ich hier aber nicht verraten.
Der Soundtrack von James Newton Howard ist über weite Strecken des Films nicht auffällig und fügt sich sehr gut in den Film ein. Es gibt jedoch Momente, in denen die Musik sehr mächtig und groß auftritt, was diese Szenen positiv herausstechen lässt.
Die Kostüme sind passend und sehr detailliert und lassen das Western-Setting noch realistischer wirken.
Die Kamera fängt sowohl sehr weitläufige, wunderschön atmosphärische Shots ein, die den Film sehr realistisch wirken lassen, als auch in ruhigeren Momenten die Emotionen der beiden Charaktere. In den Actionsequenzen wirkt die Kameraführung leider manchmal etwas hektisch, was auch an den nicht ganz perfekt sitzenden Effekten liegt.
Video: "Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks | Offizieller Trailer | Netflix (Quelle: Youtube | Kanal: Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz | vom 11.03.2021)
Alles in Allem ist "News of the World" vor allem ein Drama, das von den beiden Hauptdarstellern getragen wird und alles andere etwas in den Hintergrund rücken lässt. Helena Zengel und Tom Hanks harmonieren gut in ihren Rollen und lassen den Zuschauer teilhaben an zwei in sich sehr verschiedenen Charakteren, die jeweils auf ihre eigene Weise großes Leid erfahren haben und unterschiedlich damit umgehen. Die Verbindung der beiden macht den Film spannend, mitreißend und emotional greifbar und lässt den Zuschauer auch über das Leben nachdenken.
Der Film hat mich in der ersten Hälfte leider nicht ganz abgeholt, in der letzten Stunde dafür umso mehr.
Für mich ist er auf jeden Fall sehenswert für Tom Hanks-Fans und Western-Liebhaber, aber funktioniert auch als Drama sehr gut. Ich hätte ihn gerne im Kino gesehen um auf der großen Leinwand noch mehr Western-Atmosphäre erleben zu können. Helena Zengel hat meiner Meinung nach mit ihrer Rolle einen sehr soliden Einstieg nach Hollywood geschafft und wurde dafür mit der Nominierung bei den Globes belohnt. Der Film könnte durchaus auch Chancen bei den Oscars haben und hat mit seinen vier Nominierungen unter anderem in "Beste Filmmusik" und "Beste Kamera" schon den ersten Schritt in Richtung des begehrten Goldjungen gemacht!
„News of the World" bekommt für mich in seinem Genre als Western-Drama 8 sowie allgemein 7,5 von 10 möglichen Punkten. Ich bin sehr gespannt, was uns in den kommenden Jahren von Helena Zengel erwartet!
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