
Bild: Katharina
- Artikel von Team aROund, Andrea, Ann-Katrin
- Bereich
- Kultur
- Veröffentlicht
- 11.12.2022
Mehr Mut für alle! No.3
Wer ist mutig? Wer ist stark? Kindergartenkind Vitus sagt, sein Freund Onat. Diese Freundschaft macht ihn stark. Auch Gabriele, die im Seniorenheim lebt, sagt, dass die Gemeinschaft mit anderen ihr Mut gibt. Und aROund-Redakteurin Andrea spricht von Alltagshelden, weil jeder mutig sein kann. Und Ann-Katrin aus dem aROund-Team weiß, dass Mut schon in ganz kleinen Dingen beginnt. Der erste Schritt ist vielleicht also, sich selbst mal mutig zu finden. Das ist nämlich oft viel schwerer, als andere als mutig zu bezeichnen.
Wer ist mutig?
Ich glaube, jeder ist mutig.
Besonders hervorheben möchte ich die Alltagsheld:innen. Die Mut hervorbringen, wenn man dies braucht.
Mir wurde grad eben gesagt, dass es mutig war, mich mit Fremden aus dem Internet auf ein Wochenende einzulassen.
Ich finde es mutig, dass aROund gesagt hat, wir nehmen eine gehandicapte Person in unsere Community auf.
Ich erinnere mich an meinen ersten Think Thank: Alle waren sehr freundlich zu mir und jeder war offen. Ich fand das sehr mutig, dass ihr so offen wart.
Deswegen seid und wart ihr für mich Alltagsheld:innen.
- Andrea, 20 Jahre
Komfortzone
„Mutig sein, beginnt meiner Meinung nach bereits mit ganz kleinen Dingen. Zum Beispiel, jemanden um Rat oder Hilfe fragen. Jeder Mensch baut sich in gewisser Weise seine eigene kleine Welt auf und besonders für introvertierte Menschen ist es oft schwierig, diese „Komfortzone“ zu verlassen und auf andere Menschen zuzugehen.“
- Ann-Katrin, 20 Jahre
„Was immer du tun kannst, oder träumst, es tun zu können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich."
- J.W. Goethe
Mut ist...
"Eine Ausbildung anfangen."
- Connie
"Dinge zu tun, für die man sich überwinden muss bzw. vor denen man Angst hat."
- Adelina
Lockdown Tagebuch
Als ich im damaligen Alter meiner Schwester war, trug das Leben noch diesen Namen, den es jetzt angeblich verloren hat - Normalität. Es war unscheinbar und unschuldig und es war insgesamt das, was man sich als kleines Kind eben vom späteren Leben erwartet hätte. Bis die Welt nicht mehr normal war. Bis die - wie mein Deutschlehrer sagt, der sich für sehr viel intellektueller hält, als er ist - Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft, uns überraschend in den Rücken schubste und unsere Stabilität wie eine Vase am Boden zerspringen ließ. Corona, die neue Göttin des Nervigen.
Das Jahr 2020 war, bis auf seine Rahmenbedingungen, so unscheinbar, dass man es beinahe auslassen könnte, wenn man vom Leben spricht. Fast hätte es einen neuen Krieg gegeben und die Welt ging schon vor der Pandemie am Klimawandel zugrunde, und danach passierte nichts mehr, das von Belang wäre. Ich hatte nicht nur wenig zu tun, sondern tat auch sehr wenig, und wenn ich meine Familie nicht gehabt hätte, dann wäre mein Alltag sehr einsam gewesen. Im Sommer war ich am See und traf Freunde und wir tranken Bier, aber aus der Stadt kamen wir nicht wirklich raus. Dann kam der Herbst und die Regelmäßigkeit des Jahres wurde ins Extreme gesteigert. Alles wurde mehr: die Toten, die Fälle, die Nachrichten. Der Jahreswechsel ging vonstatten, ohne dass wir die Möglichkeit gehabt hätten, die bösen Geister zu vertreiben.
Jeden Morgen hörte ich das penetrante Vibrieren meines Handys und es übertrug sich auf meinen Körper. Dann das Realisieren, dass es sieben Uhr fünfundvierzig war - in fünf Minuten sollte der Unterricht beginnen. Einmal blinzeln, achtundvierzig. Vom Bett an den Schreibtisch, ein T-Shirt anziehen, Haare richten und Laptop an. In Unterhose saß ich da, aber das konnte niemand sehen. Auf dem Lernportal blinkte schon der kleine rote Kreis, der in meinem Kopf wie eine Alarmglocke wirkte. Er bedeutete, die Konferenz ist schon offen. Mit meinem Eintreten schlug es auf fünfzig um. Eine Stimme, aus der man zwei Tassen Kaffee heraushören konnte, sagte: So meine Lieben, einmal bitte Kamera an, damit ich weiß, dass ihr auch wirklich da seid. Ich erwiderte diesen nicht vorhandenen Gruß meiner Lehrerin als ich aufgerufen wurde und machte dann die Kamera wieder aus und legte mich zurück in mein Bett. Jeden Morgen. Ich hörte immer den anderen zu, die, wie junge Spatzen im Frühling, gierig nach Aufmerksamkeit, kreischten, dass sie die Arbeitsaufträge erledigt hätten.
Irgendwann war eigenständiges Arbeiten, was bedeutete: Aufstehen, Duschen und Frühstücken im Anschluss. Dann die restlichen Stunden vor dem Laptop mit Serien und meinem Handy rumbringen. Während ich so plante, vibrierte es auch schon, um mir voller Pessimismus jeden Tag die aktuellen Fallzahlen mitzuteilen, mit einem Unterton, der mich unmerklich zum Suizid aufforderte. Warum genau ich mir immer noch die Nachrichten durchlas, kann ich auch heute nicht recht sagen. Es gab keine guten mehr, geschweige denn neue. Dementsprechend waren die Überschriften, die ich überflog, aus denen ich höchstens ein Wort las und mitnahm, an Gleichgültigkeit nur durch ihre Kompliziertheit und ihre reißerisch-verführerische Art zu überbieten. Corona hatte uns eben fest im Griff, und die Maulwürfe, die die Erde für flach und die Flüchtlinge für Geldfresser hielten, hielten diesen tödlichen Virus jetzt eben für fabriziert. Verantwortlich wären dafür die Chinesen, und die Regierung unterdrücke alle mit ihrer Schnupfen-Krankheit. Im Frühling waren noch alle ganz entspannt und im Sommer war alles wieder vorbei, bis Corona im Herbst die Maulwurfshügel zertrat. Und jetzt waren wir beinahe vier Monate am Stück nicht mehr in der Schule.
Man würde meinen, solche Umstände machen depressiv, aber ich spürte keine Depression, nur Verdrossenheit und Langeweile. Und vor allem Mutlosigkeit. Und mir ging es ja wie den meisten. Obwohl ich auf ein Gymnasium ging, hatten wir die ersten Wochen des Lockdowns gar keinen Unterricht, weil es an der Technik fehlte. Für alles andere war sie nicht mehr gut, diese Institution, die uns so stolz machte, weil sie ja so gut und umfassend war. In der Grundschule war das anders, dort lernte man tatsächlich etwas. Von nichts, einer gähnenden Leere, zu einem komplexen Periodensystem des Wissens - aus einzelnen Buchstaben wurde unsere Sprache, aus Zahlen Mathematik, aus Menschen Freunde. Pünktlich zum ersten Stillstand des 21. Jahrhunderts kam das Lernen aber endgültig zum Stehen. Inhalte sind Bildschirme, von denen abgelesen wird. Das Physische zerbröselte und formte sich neu zusammen in eine Welt, die aus nichts im Nichts besteht. Und der Mensch? Ja, der Mensch.
Die Frage, nach dem Weitermachen, stellte sich mir nicht. Was blieb mir anderes übrig? Ich lernte nach Lücke und bestand mein Abitur, ich fuhr in den Urlaub wie alle, lebte vier Monate in Ekstase und arbeitete dann. Die Mutlosigkeit wich dem Arbeitseifer, der Gemeinschaftlichkeit, und der Gewissheit, dass es immer weitergehen muss.
- Lenni
Was hat dich stark gemacht?
"Ich bin ganz stark, weil ich mit meinem Papa durch den Kurpark gelaufen bin und viel trainiert habe. Beim Schlittenfahren habe ich keine Angst, weil ich auch schon alleine bremsen kann. Der Papa hat mir es gezeigt!
- Onat, 5 Jahre
"Mein Freund Onat hat mir gezeigt, wie ich mutig sein kann. Er hat mir auch gesagt, dass ich stark bin!"
- Vitus, 3 Jahre
"Als ich mit meinen Eltern im Zoo war, habe ich keine Angst gehabt, weil ich groß bin! Die großen sind stark! Sie haben keine Angst! Ich bin mutig, weil ich groß bin!"
- Nora, 4 Jahre
Was hat dir im Leben Mut gemacht?
"Ich habe im Leben leider viel Schlimmes miterlebt. Ich war oft tieftraurig, entmutigt und wollte nicht mehr leben. Dann hat es mir sehr geholfen, wenn ein gläubiger Mensch mich besucht hat und mit mir zu Gott gebetet hat. Das hat mir geholfen, wieder Mut zu fassen."
- Theresia, 97 Jahre
"Ich glaube an Gott. Beim Lesen in der Bibel finde ich viele Ermutigungen. Ich lebte, bis ich ins Seniorenheim kam, allein. Deshalb ist mir Gemeinschaft mit anderen Menschen sehr wertvoll geworden. Diese Gemeinschaft, die so lange in meinem Leben gefehlt hat, gibt mir Mut."
- Gabriele, 73 Jahre
Mitmachen und Mut machen
Das Thema Mut hatten wir uns beim Zamma Festival 2022 für eine gemeinsame Aktion mit dem BRK Jugendtreff Bad Aibling, den Pfadfindern der Advent-Gemeinde und dem Altenheim Haus Wittelsbach ausgesucht. Wir sind der Meinung, dass einem viel öfter Angst und Sorgen gemacht werden, als dass jemand einem Mut zuspricht und wollen einen anderen Weg zeigen. Lass dir Mut machen und mache auch Anderen Mut, zum Beispiel mit deiner persönlichen Mut-Story hier im Jugendmagazin aROund!