
Daniela Ludwig | Foto: Anne Hufnagl
1) Bitte stellen Sie sich in 2-3 Sätzen vor.
Mein Name ist Daniela Ludwig, ich bin 49 Jahre alt, Juristin, verheiratet und habe zwei 13-jährige Kinder. Seit 2002 bin ich Bundestagsabgeordnete und seit 2005 darf ich meinen Wahlkreis als direkt gewählte Abgeordnete im Deutschen Bundestag vertreten. Ich bin aus vollem Herzen Vorsitzende des Kreisverbandes des Bayerischen Rotes Kreuzes Rosenheim, bin Kreisrätin im Ehrenamt und fiebere bei so vielen Spielen wie möglich bei den Starbulls mit.
2) In vielen deutschen Städten, darunter auch Rosenheim, und in ländlichen Regionen gibt es immer noch zu wenige Radwege. Länder wie die Niederlande sind in diesem Bereich deutlich weiter. Sind Sie für den Ausbau von Radwegen, auch wenn dafür Parkplätze wegfallen müssten?
Für mich und meine Fraktion hat die Sicherheit auf deutschen Straßen oberste Priorität. Aufgabe einer Bundesregierung ist es, für eine sichere Mobilität und verlässlichen Verkehrsfluss zu sorgen, und zwar für alle Verkehrsteilnehmer. Das Fahrrad hat genauso seinen Platz im Straßenverkehr wie auch das Auto, die Bahn oder die Fußgänger. Ideologien und ein Gegeneinander von Stadt- gegen ländliche Bevölkerung wird es mit mir nicht geben. Im ländlichen Raum sind die Menschen auch auf das Auto angewiesen, um von A nach B zu gelangen. Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Der Fokus darf auch nicht nur auf städtischer Mobilität liegen, während der ländliche Bereich vergessen wird. Leider hat die Ampel beim Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur den Rotstift angesetzt. Wir wollen an die erfolgreichen Programme der unionsgeführten Regierungen anknüpfen und die Attraktivität des Radverkehrs steigern. Radfahrer müssen sicher an ihr Ziel gelangen können. Mir persönlich ist es wichtig, dass hier bei jeder Straßensanierung auch sofort ein durchgängiger Radweg mitgeplant wird.
3) Viele Jugendliche wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance und fordern Maßnahmen wie Arbeitszeitverkürzung und mobiles Arbeiten. Befürworten Sie solche Ideen und warum, bzw. warum nicht?
Das Wichtigste vorweg: Es ist wichtig, dass Menschen einer Arbeit nachgehen und sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind! Und da spielt es erstmal keine Rolle, ob sie in einer Werkshalle, im Krankenhaus oder am PC im Homeoffice arbeiten. Die Hauptsache ist, dass jeder seinen individuellen Anteil dazu beiträgt. Dafür ist es auch ist wichtig, Anreize zu setzen, damit möglichst viele Menschen in Arbeit kommen. Und diese Anreize sind von Mensch zu Mensch individuell verschieden. Der eine legt auf mehr Netto vom Brutto Wert, ein anderer auf mehr Freizeit und wieder andere auf Flexibilität des Arbeitsortes. Fest steht: Ohne Menschen, die arbeiten und Steuern erwirtschaften, sind in unserem Land keine Sozialleistungen und andere Absicherungsmechanismen möglich. Es muss jedem bewusst sein, dass weniger Arbeit auch zu verminderten Steuereinnahmen führt und entsprechend zu zurückgehendem Wohlstand.
4) Stellen Sie sich vor, es ist Christopher Street Day (CSD) in Rosenheim. Würden Sie daran teilnehmen und warum, bzw. warum nicht?
Mir ist durchaus bewusst, dass politische Meinungsäußerung auch laut und bunt sein kann und darf. Ich würde auf die Teilnahme allerdings eher verzichten. Für den Austausch über konkrete politische Anliegen stehe ich aber jederzeit gerne zur Verfügung.
5) Welche Schule, vielleicht sogar in Stadt oder Landkreis Rosenheim, haben Sie besucht? Wenn Sie heute wieder die Schulbank drücken würden, was würden Sie am aktuellen Schulsystem ändern wollen?
Ich habe das Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim besucht und 1995 dort mein Abitur abgelegt. Bayern ist Bildungsland. Im Vergleich der Bundesländer sind wir in Bayern sehr gut aufgestellt. Das erfolgreiche Erlernen der Grundfächer ist das wichtige Gerüst für jeden Schüler, jede Schülerin. Schreiben, Lesen und Rechnen sind deshalb als Kernkompetenzen weiter auszubauen. Das Beherrschen der deutschen Sprache ist dabei die Grundvoraussetzung für einen guten Start in eine erfolgreiche Zukunft. Für Menschen, die nicht hier geboren sind, ist sie der Ausgangspunkt für eine gelungene Integration. Das bayerische Prinzip der Durchlässigkeit begrüße ich sehr, denn es ermöglicht, dass an jeder weiterführenden Schule der mittlere Bildungsabschluss erworben werden kann. Damit ist die Schulwahl, die Kind und Eltern nach der Grundschule getroffen haben, keine abschließende, sondern individuell an die Entwicklung und Lernkurve des Kindes anpassbar. Das gab es zu meiner Schulzeit noch nicht und das verstehe ich als eine sehr positive Entwicklung. Das Gleiche gilt für das gegliederte Schulsystem, in dem jeder Schülerin, jedem Schüler, ein breites Angebot gemacht wird je nach Lern- und Entwicklungsstand.
6) Angenommen, die Sporthalle in Ihrem Ort soll geschlossen werden, um dort Geflüchtete unterzubringen. Wie stehen Sie dazu, und welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, um die Situation zu verbessern?
Ich habe großen Respekt vor den kommunalen Verantwortungsträgern, die diese große Herausforderung der Flüchtlingskrise schultern. Sporthallen können nur eine kurzfristige Unterbringungsalternative in der Notsituation darstellen. Auf Dauer birgt eine derartige Unterkunft Probleme, und zwar für alle, die es betrifft. Dem kann man nur effektiv begegnen, wenn man die Fluchtursachen bekämpft. Wichtig ist es deshalb, die Zahl der nach Deutschland und Europa geflüchteten Menschen nachhaltig und auf Dauer zu reduzieren. Das kann nur durch die ursächliche Bekämpfung von Fluchtursachen mit entschlossenem Vorgehen gegen Schlepper und Schleuser gelingen.
7) Im Internet und in der Presse nehmen Fake News zu. An welche Fake News müssen Sie spontan denken und was kann und sollte die Politik dagegen unternehmen?
Verschwörungsmythen und Fake News können sich durch das Internet und die sozialen Netzwerke rasant verbreiten. Wer da nicht aufpasst und die Quellen prüft, kann schnell einer gezielten Lügenkampagne aufsitzen. Das hat sich besonders während der Pandemie gezeigt, die im Netz auch ein Beschleuniger war für Fake, Hass und Hetze. Aber auch in Bezug auf Kriegsberichterstattungen kommt es immer wieder zu Desinformation, die bewusst gestreut wird. Aktuell sind insbesondere KI-basierte Bilder und Videos das Mittel der Wahl, um Fake News zu verbreiten. Sicherheit muss auch im Internet eine hohe Priorität eingeräumt werden. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Bei Hass und Hetze darf es nicht beim Löschen bleiben. Bei Straftaten müssen die Täter vielmehr effektiv verfolgt und verurteilt werden. Für Fälle, in denen der Anfangsverdacht durch die zuständige Strafverfolgungsbehörde hinsichtlich einer Straftat bejaht wird, muss in NetzDG, TMG oder StPO ein entsprechender Auskunftsanspruch gegenüber den Telemediendienstanbietern klar geregelt werden.
8) Was macht die Stadt Rosenheim und den Landkreis Rosenheim für Sie besonders?
Für mich ist meine Heimat der schönste Fleck der Erde, meine Scholle, weil hier einfach alles besonders und einzigartig ist: die Menschen, die Natur und die Möglichkeiten, die sich uns bieten. Hier ist meine Heimat, hier bin ich zur Schule gegangen, meine Kinder wachsen hier auf und ich bin mir der Stärke der Region und ihrer Menschen bewusst. Wir sind gesegnet mit guten wirtschaftlichen wie geografischen Rahmenbedingungen, mit einem wertvollen Mix aus Tradition und Moderne und mit richtig guten Startchancen für alle, die etwas daraus machen wollen.
9) Was schätzen Sie an einem anderen Direktkandidaten oder einer anderen Direktkandidatin
aus Rosenheim?
Ich habe großen Respekt vor jedem, der für ein politisches Amt kandidiert und damit seinen demokratischen Beitrag dafür leistet, dass es voran geht in Kommune, Land, Bund oder Europa. Insofern schätze ich jeden meiner Mitbewerber sehr, weil ich weiß, mit wie viel Mut, Einsatz und auch Entbehrung es verbunden ist, sich ernsthaft politisch zu engagieren. Für mich die Hauptsache: Es ist wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger die Wahl haben und von ihrem Wahlrecht am 23. Februar 2025 auch Gebrauch machen.
10) Warum sind Sie die geeignete Direktkandidatin für den Wahlkreis Rosenheim?
Die derzeitige Lage in Deutschland, wirtschaftlich wie politisch, lässt keine Experimente zu. Es ist wichtiger denn je, wer die Verantwortung trägt, wer die Region im politischen Berlin vertritt, weil unser Land zwingend Stabilität und Erfahrung braucht. Es ist wichtig, dass wir wieder eine verantwortungsvolle Regierung auf den Weg bringen, die Deutschland stärkt und dafür bedarf es starker und kompetenter Abgeordneter. Ich vertrete meinen Wahlkreis mit lauter Stimme im Deutschen Bundestag und habe mir in den zurückliegenden Jahren den nötigen Respekt in Berlin erarbeitet, auch über die Fraktionsgrenzen hinaus, um sofort nach der Wahl wieder durchstarten zu können. In Berlin ist nämlich nicht „Wünsch Dir was“, sondern es wird deutschlandweit mit anderen Wahlkreisen konkurriert. Nach der Wahl ist auch nicht die Zeit für lange Einarbeitungsphasen, dafür ist die Lage zu ernst, sondern es muss sofort losgehen. Ich bin bereit dafür und habe in den zurückliegenden Jahren bewiesen, dass ich durchsetzungsstark und mit dem notwendigen Netzwerk ausgestattet bin.