Gefällt ihnen, was Markus Söder sagt? | Foto: Flo
Ehrenamt - wieso eigentlich?
Ob Feuerwehr, THW, Wasserwacht, Trachten- oder Sportverein - was wäre ohne das Ehrenamt? Dass unsere Gesellschaft ohne Ehrenamtliche nicht funktionieren würde und dazu deutlich langweiliger wäre, ist nicht jedem klar. Oft fehlt die Anerkennung - auch vonseiten der Regierung. Am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, werden die Aktiven gewürdigt. Schon im Oktober fand der Jugendempfang des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder für junge Ehrenamtliche in München statt. Dort hat er sich Fragen und Kritik von Jugendlichen gestellt. Auch wir von aROund waren dabei.
Warum ist Ehrenamt wichtig?
Viel mehr Aufgaben als man denkt werden in unserer Gesellschaft von Ehrenamtlichen übernommen. In Bayern ist knapp jede*r zweite (rund 47% der Bevölkerung) ehrenamtlich aktiv (Quelle: BR). Beim Empfang in der Münchener Residenz haben wir Ehrenamtliche aus ganz Bayern und aus den verschiedensten Bereichen getroffen, auch Feuerwehr, Wasserwacht und THW (Technisches Hilfswerk). Ob Brände löschen, Unfälle absichern, Verletzten helfen oder für Sicherheit am Badesee sorgen - all dies sind Bereiche, die für alle Menschen wichtig sind. Müssten diese Aufgaben beruflich erledigt werden, müsste man sie auch bezahlen, zum Beispiel mit Steuergeldern. Vor allem für kleinere Gemeinden wäre das nicht finanzierbar. Und ohne freiwillige Helfer käme das gesellschaftliche Leben vielerorts zum Erliegen.
Ein Ehrenamt zu übernehmen ist in Bayern übrigens verpflichtend (siehe Art. 121 der Bayerischen Verfassung). Dies wird zwar nicht durchgesetzt, zeigt jedoch, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist und welchen hohen Stellenwert es in der Gesellschaft hat. Ehrenamtliche sind das Rückgrat vieler Gemeinschaften und leisten einen unschätzbaren Beitrag. In der Politik ist das Ehrenamt ein Thema, welches leider zu selten erwähnt wird. Deshalb fühlen sich manche nicht ausreichend wertgeschätzt.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und die Jugendministerin Ulrike Scharf wollten daran etwas ändern und luden am 5. Oktober 2024 rund 500 junge Ehrenamtliche zu einem Empfang nach München ein. Als Redakteure für aROund engagieren wir uns ja auch ehrenamtlich und so kamen auch wir auf die Gästeliste. Neben Häppchen und guten Gesprächen mit anderen Ehrenamtlichen erhielten wir einen Eindruck davon, wie es dem Ehrenamt in Bayern geht und was noch verbessert werden muss.
Was kann die Politik tun?
Personalmangel, zu viel Bürokratie und Unterfinanzierung – das sind die Kernprobleme, die die Ehrenamtlichen beim Jugendempfang in Workshops erarbeiteten. Diese Herausforderungen spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider, die vor Ort von der bayerischen Jugendministerin Ulrike Scharf durchgeführt wurde. Hier bestätigten viele junge Engagierte, dass genau diese Faktoren ihnen das Eherenamt erschwerten. Doch wie begegnet man diesen Problemen? Wie schafft man es, mehr junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern und die Finanzierung zu verbessern?
Ein Jugendlicher der Wasserwacht Starnberg schlug vor, so etwas wie einen „Tag des Ehrenamtes“ einzuführen, an dem Schulen gezielt über die verschiedenen Möglichkeiten informieren und Organisationen ihre Arbeit vorstellen könnten. Den Tag des Ehrenamts gibt es schon - antwortete Markus Söder - nämlich exakt zwei Monate später, am 5. Dezember. Lustigerweise hatte Markus Söder das aber auch nicht gewusst. Ein Berater musste ihn darauf hinweisen. Bezeichnend, denn dieser Tag ist für die meisten nicht präsent. Aktionen dazu an Schulen finden bislang kaum statt. Markus Söder versprach dem Jugendlichen, persönlich nach Starnberg zu kommen und dort über das Ehrenamt zu informieren - auf das eigentliche Thema, das Ehrenamt sichtbarer zu machen, ging er nicht ein.
Ein weiteres großes Thema beim Jugendempfang war die finanzielle Lage vieler Vereine. Zahlreiche Vereinsheime sind dringend sanierungsbedürftig, die Ausrüstung veraltet, und einige Vereine fragen sich, wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll. Zwar gibt es einige Fördermittel vom Freistaat, doch es ist fraglich, ob diese reichen. Man darf nicht vergessen, dass auch viele Lebensretter ehrenamtlich aktiv sind! Die Folgen durch veraltetes Equipment oder zu wenig Nachwuchs könnten gravierend sein.
Markus Söder im Austausch mit dem Publikum | Foto: Paula
"Warum engagierst du dich?"
Bei den Workshops und in den Pausen des Jugendempfangs haben wir viele andere junge Menschen getroffen. Wir haben sie gefragt, ob sie uns erzählen, warum sie sich ehrenamtlich engagieren.
Julia und Hannah aus München-Moosach
Julia und Hannah engagieren sich bei der Evangelischen Jugend München. Nach ihrer eigenen Konfirmation 2022 haben sie sich dazu entschieden, neue Konfirmanten zu begleiten. Zum Beispiel gestalten sie jetzt die Konfistunden mit. Das macht ihnen nicht nur Spaß, sondern fühlt sich auch gut an. Denn folgende Frage haben sie, wie sie sagen, immer im Kopf:
"Was können wir selbst tun, um etwas verbessern und um uns in die Gemeinschaft zu integrieren?
Das schönste an ihrem Ehrenamt? Die Konfirmationsfahrten! Die neuen Konfis kennenlernen, neue soziale Kontakte knüpfen und sich austauschen.
Michael und Katharina aus Ingolstadt
Michael und Katharina (wollte lieber nicht aufs Bild) sind bei der Freiwilligen Feuerwehr. Katharina sagt, sie wurde damals von einer Bekannten in die Feuerwehr "reingezogen" und es hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie dabei geblieben und jetzt Jugenleiterin ist. Michael kam durch seinen Vater, der Jugendwart war, zur Feuerwehr.
Das Beste an ihrem Ehrenamt ist für sie, dass sie anderen helfen können und Leute nach Einsätzen unbeschadet an Angehörige übergeben können. Und natürlich der Spaß bei den Übungen und bei Feuerwehrfesten.
Allen die auch zur Feuerwehr wollen, raten die beiden: Einfach beim örtlichen Verein nachfragen - bei der Jugendfeuerwehr oder wenn man schon über 18 ist auch bei der "normalen" Feuerwehr. Neue Leute sind immer herzlich willkommen.
Julian aus Dießen am Ammersee
Julian ist Ehrenamtlicher beim BUND Jugend Bayern - Naturschutz und Umweltschutz. Dazu kam er über ein FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und ist dann dabei geblieben, weil die Menschen so cool waren und ihm die diversen Aufgabenfelder Spaß machen. Zu den Aufgaben gehören: Jugendzeltlager organisieren, bei denen Kindern und Jugendlichen beigebracht wird, was es heißt, sich für Naturschutz einzusetzen. Aktiver Naturschutz vor Ort (z.B. der Schutz von Mooren oder Moor-Renaturierung). Und auch viel Politisches im Landtag.
Was ist das schönste an diesem Ehrenamt? Defintiv die Menschen! Unter Gleichgesinnten zu sein, die alle Bock haben, was zu verändern, Bayern ein Stück schöner zu machen und die Natur zu retten.
Sein Tipp um mitzumachen: Auf eine Veranstaltung kommen. Einfach im Internet oder auf Instagram nach Terminen suchen, anmelden und vorbeischauen.
Julia und Lenja aus Dillingen an der Donau
Julia und Lenja sind im Aktiven Zug der THW (Technisches Hilfswerk) und in deren Jugend. Das bedeutet, dass die zum einen selbst zu THW Einsätzen mitfahren und zum anderen bilden sie junge Leute im Alter von 6 bis 18 Jahren aus. Einmal im Monat organisieren sie Ausbildungs-Programme, unter anderem in den Ferien. Dabei lernen Kinder spielend helfen, zum Beispiel mit Einsatz verschiedener technischer Geräte und durch Zusammenhalt.
Auch sie selbst sind seit einem Ferienprogramm beim THW - einer Floßfahrt auf der Donau - mit einem zuvor selbst gebauten Floß aus. Darüber ging es für sie zunächst in die THW Jugend und als sie älter waren, wurden sie Jugendbetreuer. Was am coolsten ist? Das jeder mit Spaß dabei ist und offen sein kann. Jedem macht die Arbeit Spaß. Cool finden sie es, dass sie erst selbst in der Jugend waren und das heute an die neuen Kinder weitergeben können. Und dass sich auch Freundschaften bilden - so wie ihre eigene Freundschaft.
Rebecca aus Erlangen und Jonah aus Augsburg
Rebecca und Jonah sind Pfadfinder, aber in unterschiedlichen Stämmen. Sie haben sich beim Empfang kennengelernt. Jonah ist bei den christlichen Pfadfindern der Adventjugend in Augsburg und Rebecca ist bei den Royal Rangers in Erlangen. Aber was machen sie als Pfadfinder eigentlich? Zum Beispiel bringen sie Kindern bei, wie man Lagerfeuer macht, schnitzt, Knoten bindet und in der Natur hiket. Viele Pfadfindergruppen sind auch sehr christlich, erzählt Jonah. Und es geht auch um Charakter-Entwicklung, also darum, die eigene Identität zu formen und den Charakter zu stärken.
Was ist das schönste daran? Für Rebecca die Erlebnisse u. a. bei einer Reise nach Wyoming (USA) und die damit verbundenen Freundschaften und Erlebnissen in National Parks und Städten dort. Für Jonah sind es auch besondere Erlebnisse, wie Nachtwanderungen. Und auch er war schon international unterwegs in Ungarn bei einem großes Camp.
Wie kann ich aktiv werden?
Der Freistaat Bayern hat seit einigen Jahren ein gutes Portal, auf dem man lokale Vereinigungen findet, bei denen man mitmachen kann:
Ehrenamtsportal des Freistaats Bayern
Wenn man in Bayern ehrenamtlich aktiv ist, erhält man die Ehrenamtskarte. Welche Vorteile die bringt, findest du hier: