Sommerfestival 2022: Clueso

Am zweiten Festival-Tag hatte die Crew des Rosenheimer Sommerfestivals die Technik etwas besser im Griff. Es tauchten zwar immer wieder Kameraleute auf den großen Bildschirmen auf, aber diese funktionierten wenigstens einwandfrei. Martin Hübner hingegen schien größere Schwierigkeiten zu haben. Er begann seinen Auftritt erst ungefähr eine halbe Stunde später als geplant. Das hat mich wirklich beeindruckt. Ich hätte mich nicht getraut, mit so viel Verspätung vor ein derart großes Publikum zu treten. Leider ging es da nur Wenigen so wie mir. Er wurde vom Großteil des Publikums ignoriert. Das war wirklich schade.

Als dann Clueso an der Reihe war, änderte sich das schlagartig. Er brauchte nur wenige Sekunden, um sich die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen. Mir ist aufgefallen, dass er im Vergleich zu The BossHoss viel mehr Blickkontakt zur Kamera gehalten hat, die auf die beiden Bildschirme übertragen hat. Er hat das gekonnt in seine Performance eingeflochten. Da hat man deutlich gemerkt, dass heutzutage und vor allem seit der Corona-Pandemie, die Künstler*innen sich auch mehr auf digitale Medien konzentrieren als noch vor ein paar Jahren. Er tanzte ganz lässig über die Bühne und sprach vor allem über die Kameras das Publikum immer wieder direkt an. Dabei wirkte er eher so, als würde er guten Freunden am Lagerfeuer von seinem Leben erzählen und nicht wie auf einem Konzert vor lauter fremden Leuten.

Während seines gesamten Auftritts kam Clueso sehr sympathisch rüber. Bereits nach wenigen Minuten zog er auf der Bühne seine Jacke aus mit den Worten: "Die sah cool aus. Ich wusste, dass mir das zu warm wird. Ich dachte das is mir egal. Ist es nicht." Er riss zwischen den Songs einen Witz nach dem anderen und so war es auch kein Problem, als er während einem Lied mal den Text vergessen hat. Er sang einfach: "... und ich habe einen Texthänger, doch das ist kein Problem! Auch so können neue Songs entstehen." Er sagte immer wieder, wie sehr er sich freue, endlich wieder vor Publikum auftreten zu können. Dabei hatte er ein Grinsen auf dem Gesicht, um das ihm jeder Breitmaulfrosch beneidet hätte.

Einmal musste er eine kurze Verschnaufpause machen, weil er ja "schon 42 ist". Danach sang er weiter eine Mischung aus zum einen ruhigen und zum anderen schnellen und fröhlichen Liedern. So konnte ich bis zum Schluss mitsingen und mittanzen. Das war mir am Vortag mit der Zeit immer schwerer gefallen, aber durch die kleinen Pausen durch die ruhigen Lieder war das für mich als Festivalbesucherin, die etwas "aus der Übung" ist, optimal!